An die Redaktion

Das Dienstboten-Leben

von ***

Jan Vermeer van Delft (1632-1675) - Magd
An die Redaktion
 
In Nro. 26 haben Sie, lieber Freund, in der allgemeinen Bemerkung über die Arbeitsscheu, gut Essen und Trinken, über die schlimmen Dienstboten Mehreres gesagt. Jetzt möchte ich, auch ein Dienstbote, auch was melden. Das Sprichwort sagt: Diener und Hund ist gleich. Was hat oft so ein Knecht, eine Magd, die oft von Morgen 3 Uhr bis Nachts 9 Uhr hart arbeiten bei der Hitze? Und dieß die ganze Woche hindurch? Vergönnt man uns am Sonntag nicht einmal einen Schluck Bier? Und damit man ja aus dem ewigen Schinden nicht komme, so schafft man die Feiertage auch noch ab! Wie oft freut man sich auf einen Ausschlaftag, wenn man wochenlang kaum 4-5 Stunden schläft! Ist das bessere Essen nur für die reichen Leute erschaffen? Sollen die Dienstboten blos die Sklaven sein? Davor behüte uns Gott! Woher kommen die Ganten? Weil der Dienstherr doppelt verbraucht, was ihm der Dioenstbote erarbeitet! Werden Sie meinem Briefe auch Aufmerksamkeit schenken?
(Warum nicht?)
 
(Ein Leserbrief aus dem Sommer 1867)