Glanzpunkte beim 20. Internationalen Shakespeare-Festival

Diesmal in Neuss nur 83 Prozent Auslastung

von Andreas Rehnolt
20. Internationales Shakespeare-Festival
beeindruckte mit vielen Glanzpunkten
 
Auslastung im Neusser Globe lag
- ferienbedingt -
diesmal bei 83 Prozent
 
Neuss - Am vergangenen Samstagabend endete das diesjährige 20. Shakespeare Festival im Nachbau des Londoner Globe-Theaters in Neuss mit einem restlos ausverkaufen "Sommernachtstraum" des Rheinischen Landestheaters Neuss. Die Auslastung des bundesweit beachteten Festivals lag in diesem Jahr - ferienbedingt - bei nur 83 Prozent. In den vergangenen Jahren waren es jeweils zwischen 90 und 93 Prozent. Auch bei der 20. Ausgabe faszinierten die Bandbreite des Programms und das unverwechselbare Flair sowie die schauspielerische Qualität der Gäste.
 
Der  "Midsummer Night's Dream" der Londoner Globe Touring Company mit seinem besonders raffinierten Puck sowie das auch musikalisch umwerfende "Much ado about nothing", das ALMA MATER ins mafiöse Chicago der Fünfziger verlegte zählten gleich zum Auftakt des Festivals zu den Höhepunkten. Auch die unglaublich originelle Bea von Malchus brachte in gerade einmal 90 Minuten die ganze Geschichte Heinrichs VIII. allein auf die Bühne und wurde dafür gefeiert. Deutlich zu lang dagegen geriet "Julius Cäsar - Cleopatra - Antonius" der Bremer Shakespeare-Companie, die etliche Elemente ihrer Inszenierung leider zu häufig einsetzte. 
Ein wahres Glanzlicht aber waren Irina Brook und ihre Truppe. Sie entfesselten bei ihrem diesjährigen Besuch den "Sturm" als eine spritzig-poetische Melange aus Artistik, Träumerei, Wortwitz und Zauberei. Ein kochender Jongleur spielte mit Tomaten, Zwiebeln und Kasserollen, der Luftgeist ließ die Zeit rückwärts laufen, und alles vor und in einer liebevoll eingerichteten Zauber- und Restaurantküche - denn Irina Brooks Prospero war ja der König der neapolitanischen Pizzabäcker.

Als kontrastierendes Kammerstück lieferte Peter Brook sein
"Warum Warum". Eine brillante Miriam Goldschmidt im leeren Raum, wo alles begann, allein oder im Dialog mit dem sizilianischen Musiker Francesco Agnello, der die Darbietung auf einem "Hang" begleitete - einem neuen Schlaginstrument aus der Schweiz, das zwischen ätherischem Tönen und voluminösen Melodien eine Fülle unverwechselbarer Klänge beisteuerte.
 
Im nächsten Jahr wird es im Neusser Globe-Theater die 21. Ausgabe des Shakespeare-Festivals geben. Mal abwarten, wie das Programm wird. Der künstlerische Leiter des Festivals, Rainer Wiertz meinte, auch in 20 Jahren Shakespeare-Festival in Neuss habe man von den 36 Stücken des Autors immer noch nicht alle gezeigt. Bislang reisten Compagnien aus Kanada, Chicago, Arizona, New York, Brasilien, Argentinien, England, Holland, Polen, Russland, Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz, Rumänien, Israel, Zimbabwe, Indien, Südkorea und Japan ins Neusser Globe. In diesem Jahr waren zwölf Produktionen des englischen Dramatikers zu erleben, die von Ensembles aus sechs Ländern aufgeführt wurden.

Redaktion: Frank Becker