Aktuelles aus der Kultur NRW - Heute: Ausstellungen

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt

Thema heute: Ausstellungen

 

Arp-Museum gibt sich "superfranzösisch"
 
Remagen - "Superfranzösisch" lautet der Titel einer Ausstellung im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen, die seit vergangenem Donnerstag zu sehen ist. In einem farbenfrohen Reigen hat die Malerei herausragender französischer Meister Einzug in die Kunstkammer Rau gehalten. Am Beispiel von über 60 Gemälden, Skulpturen und kunstgewerblichen Gegenständen erleben die Besucher Geschichte in Bildern, so der Kurator der bis zum 27. Februar nächsten Jahres laufenden Schau, Klaus Gallwitz. 
 
Von den anonymen Heiligenbildern des Mittelalters, über die Schäfer-Idyllen des Rokoko, die Porträts der Aufklärung bis zu den großen impressionistischen Landschaften – von Boucher zu Fragonard, über Delacroix bis zu Degas, Monet und Cézanne - die das Licht und die Farben Frankreichs ins Museum bringen. Der Sammler Gustav Rau liebte Frankreich und insbesondere die französische Malerei, hieß es zum Auftakt der Ausstellung, die die Entwicklung der französischen Kunst vom Mittelalter bis ins späte 19. Jahrhundert am Beispiel herausragender Kunstwerke und ihrer Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker zeigt. 
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
 
Xanten zeigt Antiken aus Privatbesitz und europäischen Museen

Xanten - "Schatzhäuser" lautet der schlichte Titel für eine Ausstellung im Xantener Römer-Museum des Landschaftsverbandes Rheinland, die seit Sonntag Antiken aus Privatbesitz Xantener Sammler sowie europäischen Museen präsentiert. Der Boden in und um die alte niederrheinische Stadt an der Grenze zu den Niederlanden hat nach Angaben des Museumvom Freitag seit Jahrhunderten immer wieder antike Fundstücke freigegeben. Viele dieser Funde blieben in Privatbesitz oder wurden an auswärtige Museen verkauft.
Besonders die Hinterlassenschaften aus der römischen Zeit haben seit jeher die Aufmerksamkeit von privaten Liebhabern und Sammlern auf sich gezogen. So sind über Generationen hinweg beachtliche Sammlungen entstanden, die nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangten. Nun also weckt das Museum die unbekannten Xantener Antiken für eine Weile aus ihrem Dornröschenschlaf. Immerhin rund 40 private Leihgeber stellten für die bis zum 9. Januar nächsten Jahres laufende Ausstellung aus ihren heimischen Wohnzimmern über 600 Exponate zur Verfügung.
Sie umfassen vom bronzezeitlichen Schwert über einen römischen Bronzebeschlag mit Medusa-Antlitz, römische Tongefäße bis zu Gefäßen des 16. Jahrhunderts einen Zeitraum von mehr als zweieinhalb Jahrtausenden, hieß es vor dem Start der Schau. Wer mag, kann in der Ausstellung auch seine eigenen Spuren hinterlassen: Eine unbestückte Vitrine wartet auf Besucherinnen und Besucher, die neue "Schätze" mitbringen und ausstellen möchten. Ein umfangreiches Begleitprogramm lädt dazu ein, eigene Stücke begutachten zu lassen. Ergänzend steuern mehrere Museen aus dem In- und Ausland bedeutende Exponate für die Ausstellung zur Verfügung.

Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.apx.lvr.de
 

Ausstellung europäischer Stickereien im Deutschen Textilmuseum Krefeld
 
Krefeld - Im Deutschen Textilmuseum Krefeld können seit Sonntag gut 100 Exponate europäischer Stickereien bewundert werden. Nach Angaben des Museums vom Freitag zeigt die Schau mit dem Titel "Europäische Stickereien in der Zeit von 1250 bis 1650" zeigt das breite Spektrum der Krefelder Museumsbestände in unterschiedlicher Qualität und Technik. Zur Ausstellung hat die Kunsthistorikerin Uta-Christiane Bergemann einen Band zum Thema "Mittelalterliche Stickereien und solche der Renaissance" herausgebracht.
 
Darin wird die Kulturgeschichte der Stickerei unter den Aspekten Gesellschaft, Markt und Produktion behandelt. Rom, Mailand und Paris sind nur einige Städte, die sie in den vergangenen Jahren für das Buch bereiste. Bergemann verglich die umfangreichen Exponate der Seidenstadt mit Stücken aus ganz Europa, um so den geschichtlichen Hintergrund zu rekonstruieren. Dabei fand sie unter anderem auch heraus, in welcher gesellschaftlichen Schicht und in welchem Zeitalter das jeweilige Fundstück verwendet wurde. Oft sind die Exponate so fein, daß man mit bloßem Auge nicht erkennt, ob es sich um eine Stickerei oder ein Gemälde handelt.
 
Ursprünglich übten Königinnen und Hofdamen das Handwerk der Stickerei aus. Tatsächlich aber war Sticken laut Bergemann Männersache, zumindest Bereiche davon. Das sich seit dem 13.Jahrhundert  herausbildende Kunsthandwerk der Gold- und Seidenstickerei entwickelte sich bereits im Laufe des Spätmittelalters zur Männerdomäne. Frauen wurde es im 17. und 18. Jahrhundert untersagt, selbst eine Werkstatt zu führen. Allerdings wirkten Frauen untergeordnet weiterhin bei der Weißstickerei mit. Die Krönung der mittelalterlichen Stickerkunst bilden jedoch die Goldstickereien, die in zahlreichen Ausführungen im Textilmuseum zu sehen sind. Die Ausstellung läuft bis zum 9. Januar kommenden Jahres.
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
 
 
Ausstellung über Feindbilder auf politischen Plakaten und Flugblättern

Dortmund - "Krieg und Frieden" lautet der Titel einer Ausstellung im Hoesch-Museum in Dortmund, die seit dem vergangenen Wochenende Feindbilder auf politischen Plakaten und Flugblättern aus dem Westfalen der Jahre 1914 bis 1932 zeigt. Plakate seien Spiegel des Zeitgeistes, sie fangen die Atmosphäre des Augenblicks ein, dokumentieren Geschmack und Lebensgefühl, Konsum- und Freizeitverhalten der Gesellschaft ihrer Zeit, aber auch soziale Spannungen und Konflikte, politische Grundüberzeugungen, Wertvorstellungen und Feindbilder, Hoffnungen, Ängste, Phobien und Ressentiments, hieß es zum Start der bis zum 28. Oktober laufenden Schau. 
 
Die Einführung des Holzschliffs in der Papierherstellung im Jahre 1844 ermöglichte die massenhafte Produktion von billigem Papier, das sich für die meist kurzlebigen Plakatanschläge eignete, und die bereits 1796/98 von Aloys Senefelder erfundene Lithographie, die sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein durchsetzte, schuf die Voraussetzung für den Aufschwung des modernen Bildplakats. Die ersten politischen Bildplakate erblickten bereits in der Revolution von 1848/49 das Licht der Öffentlichkeit, das Medium konnte sich aber angesichts der rigorosen Zensur in Deutschland bis 1914 kaum entfalten.
Agitation und Propaganda zur Mobilisierung der Massen waren aus Sicht der staatlichen Obrigkeiten nicht erwünscht. Diese Situation änderte sich dann allerdings schlagartig mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Führende Werbegraphiker und Plakatkünstler wie Ludwig Hohlwein, Julius Gipkens oder Lucian Bernhard stellten sich "in den Dienst der nationalen Sache", malten Kriegspostkarten und entwarfen Plakate für die Kriegsanleihen oder für nationale Sammel- und Spendenaktionen.
Sowohl in Deutschland als auch bei den Gegnern wurde das politische Plakat in dieser Zeit zum wichtigsten Mittel der nationalen Propaganda und der psychologischen Kriegführung. Die Gemeinschaftsausstellung des Hoesch-Museums und des Westfälischen Wirtschaftsarchivs zeigt rund 50 Originale aus den Beständen des Archivs.
Die Ausstellung ist dienstags und mittwochs von 13 bis 17 Uhr, donnerstags von 9 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
 

Größte Beuys-Ausstellung der Welt in Düsseldorf eröffnet
 
Kunstsammlung NRW und Schmela-Haus zeigen insgesamt über 300 Werke des Schamanen und Kunst-Revolutionärs
 
Düsseldorf - Seit dem Wochenende ist in Düsseldorf die weltweit bislang wohl größte Ausstellung zum Werk von Joseph Beuys zu sehen. In der Kunstsammlung am Rande der Altstadt und im Schmela-Haus in der Mutter-Ey-Straße läuft bis zum 16. Januar nächsten Jahres die Schau im Rahmen der Quadriennale unter dem Motto "Parallelprozesse". Rund 300 Arbeiten des Schöpfers des "Erweiterten Kunstbegriffs" sind ausgestellt und zu bewundern. Die Schau findet im Vorfeld von Beuys 25. Todestag im Januar nächsten Jahres statt.
 
Auf etwa 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche finden die Werke des international renommierten Künstlers den ihnen gebührenden Platz, wirken teilweise allerdings in den riesigen Hallen des vor wenigen Monaten neu eröffneten Museums doch etwas alleingelassen. Zehn Hauptwerke des langjährigen Professors an der Düsseldorfer Kunstakademie sind zu sehen - Rauminstallationen sowie große, skulpturale Arbeiten. Darunter auch die Arbeiten "The pack (das Rudel)" und "Zeige Deine Wunde". Beides wirkt - da X-mal präsentiert - allerdings überwiegend museal. Interessanter dagegen eine große Auswahl an Zeichnungen, Objekten, plastischen Bildern, Aktionsrelikten und -dokumentationen sowie Photos.
 
Die Ausstellung ist sicherlich vor allem für diejenigen Kunstinteressierten gedacht, die den Künstler nicht mehr selbst erlebt haben. Kunstsammlungs-Direktorin Marion Ackermann will mit der Schau "den ganzen Beuys" zeigen und ehren. Doch viele seiner Arbeiten sind sicherlich vor allem für Beuys'sche Zeitgenossen sehenswert und für deren "Aha-Erlebnisse" nach dem Motto "Weißt Du noch, damals, in den wilden 60'er, 70'er und 80'er Jahren?"
 
Die Schau ist ganz sicherlich eine kuratorische Meisterleistung in dem Sinne, als es eine Riesenarbeit gemacht haben muß, die in aller Welt verstreuten Exponate des Künstlers, Schamanen und Revolutionärs Beuys für diese Ausstellung zurück nach Düsseldorf zu holen. Doch ohne die quirlige Art des Künstlers, ohne seine Aktionen und seine noch so kargen Interpretationen des eigenen künstlerischen Tuens bleiben viele Arbeiten irgendwie blutleer und tot. Das gilt nicht nur für den Filzhut auf dem Flügel, sondern auch für den Filzanzug hoch oben an der Museumswand, der aus dem Jahr 1970 stammt. 
 
Es sind wohl vor allem die kleinen, feinen Arbeiten von Beuys, die dem Besucher im Gedächtnis bleiben und nicht die monumentalen Riesenskulpturen, denen viel Platz im Museum eingeräumt wird. Geradezu berührend ist die unspektakuläre Arbeit eines schlichten Kreuzes, das Beuys aus zwei dünnen Rosenholz-Zweigen 1985, wenige Monate vor seinem Tod geschaffen hat. Da hat er die dornigen Äste übereinander gelegt und lediglich mit einem kleinen Nagel fixiert. Der wunderbare Katalog aus dem Verlag Schirmer/Mosel kostet im Museum 49,90 Euro und ist eine Wertanlage und bleibende Erinnerung an diese Retrospektive des Jahrhundertkünstlers.
 
 
Große Schau über Nam June Paik in Düsseldorf eröffnet
 
Die Ausstellung im Museum Kunst-Palast findet im Rahmen der Quadriennale statt
 
Düsseldorf - Seit Samstag ist in Düsseldorf im Rahmen des Kulturfestivals Quadriennale eine groß angelegte Schau zu Person und Werk des des koreanischen Künstlers Nam June Paik zu sehen. Die bis zum 21. November laufende Ausstellung wurde vom Museum Kunst-Palast in der NRW- Landeshauptstadt und Tate-Liverpool konzipiert. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick zu den wesentlichen Entwicklungen dieses außergewöhnlichen und einflußreichen Künstlers des 20. und 21. Jahrhunderts.
 
Dabei wird mit zahlreichen Leihgaben aus internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen erstmals deutsche, anglo-amerikanische und koreanische Forschung zum Werk von Paik zusammengeführt, erklärte Museumschef Beat Wismer zur Eröffnung. Das Spektrum der Schau reicht von Musik über (Fluxus-) Aktion und Performance hin zu medialen Arbeiten. Dabei stehen sich Installationen der 1970er, 1980er und 1990er Jahre, Videoarbeiten sowie Partituren, (Fluxus-) Konzepte und Handschriften der 1950er und 1960er Jahre als geistige Sprengsätze gegenüber.

Gezeigt werden über 30 große skulpturale Werke - darunter zum ersten Mal in Deutschland die Installation "Laser Cone" aus der letzten Schaffensperiode von Paik, in der er die Technik des Lasers weiterentwickelte und in seine Arbeit hineinnahm. Weitere Highlights der Ausstellung sind V-yramid von 1982, Egg Grows von 1984, One Candle von 1989, und Internet Dream von 1994. Ebenfalls zum ersten Mal wird innerhalb einer Ausstellung eine große Gruppe der berühmten TV-Buddhas präsentiert, von denen einer in seiner geöffneten Hand das Beuys'sche Kreuz trägt.
 
Außerdem zeigt die Schau graphische Werke wie etwa eine große Anzahl von Handzeichnungen. Anhand zahlreicher Dokumente, wie Fotos, Briefe, Texte und andere Handschriften, wird den Besuchern zudem die Gelegenheit gegeben, die Arbeits- und Denkweise Paiks kennenzulernen. Die enge Verbundenheit des Künstlers mit Düsseldorf und dem Rheinland wird in der Ausstellung als besonderer Forschungsschwerpunkt präsentiert. Denn hier entwickelte Paik sich zwischen 1958-63 vom Komponisten und Musiker hin zum „Vater“ der Videokunst. Als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrte Paik von 1979-1995. Paik starb 2006 in Miami.
 
Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs, freitags, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker