Duscht nicht allein!

Ein Appell

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Duscht nicht allein!
 
Das Ausgleiten in Dusche und Bad kann zu ungeheuren Spätfolgen führen. Boing. Erschüttert ist das Urvertrauen in Schwerkraft und Haltung. Das Annehmen von Hilflosigkeit und Einsamkeit dämpft nicht den Aufprall. Niemand ist einsamer als der nackte Stürzende. Boing. Gerade Männer, die viel auf ihre Gelassenheit geben, sind erschüttert. Das Unvorhersehbare einer Situation, die plötzlich eskaliert, wird bis zu dem Zeitpunkt nicht geglaubt, wo sie eintritt. Boing. Im Bad ist man allein. Viele duschen auch unbekleidet. Natürlich ist es peinlich, nackt und hilflos aufgefunden zu werden. Man stürzt, man rutsch, man gleitet aus, man fliegt. Man wird zum Spielball der Götter. Grausame Hin- und Herschubser, die sich einen Spaß daraus machen uns nicht zur Seite zu stehen. Wie ein Regentropfen knallen wir während der Fahrt auf die Windschutzscheibe eines Autos. Wir haben die Kontrolle über uns verloren. Boing. Der Twist wurde so erfunden. Der Eiskunstlauf ließ sich davon inspirieren. Der moderne Tanz, Pina Bausch, profitiert noch heute von dieser Bewegungskakophonie. Grausame Dusch- und Badematten sollen dem Badbenutzer Halt geben. Im Grunde zerstören sie nur sein ästhetisches Empfinden. Müssen Badematten fleischfarben sein? Baden sie nicht allein. Duschen sie zu dritt. Sprechen Sie mit ihren Nachbarn. Gemeinsame Badetage machen Spaß und geben Sicherheit. Das spart Wasser und Energiekosten. Man kann sich den Rücken einschäumen lassen. Ein Freund von mir badet nun manchmal mit seinem Steuerberater. Das macht Sinn. Unser Bürgermeister könnte auf diese Weise ganz anders in Kontakt zu seinen Bürgern treten. Ich dusche inzwischen, bei Heimspielen des SC Paderborn, zusammen mit den Spielern. Ihre Duschzellen sind groß und gerade nach Niederlagen duschen die enttäuschten Spieler gerne mit Mitbürgern, die sie wieder aufbauen.