Traumgleicher, federleichter Zauber

Shuzo Nishino - "Double Bass Book"

von Frank Becker
Die reinste Form der Poesie

Als ich das erste Mal diese Musik hörte, erfaßte mich mit sanfter Hand eine Ruhe, so ergreifend, so wunderbar, wie ich es schon sehr lange nicht beim Anhören einer Schallplatte erlebt hatte. Jetzt habe ich die CD "double bass book" (unzureichend übersetzt mit "Kontrabaß-Heft") schon viele Male gehört, beim Autofahren, beim ohnehin kontemplativen Geschirrspülen,
beim abendlichen Glas Wein oder wie jetzt im abgedunkelten Zimmer vor dem Bildschirm meines PC - und es wird nicht weniger, es wird immer intensiver. Shuzo Nishino, Solo-Kontrabassist des Kölner Gürzenich-Orchesters und Theresia Renelt, Korrepetitorin der Oper Köln haben mit ihrem gut drei Jahrhunderte der internationalen Musikgeschichte überspannenden Album ein kleines Wunderwerk geschaffen.

Arcangelo Corelli und Sergei Rachmaninoff, Max Bruch und Robert Schumann, dazu die Zeitgenossen Fritz Kreisler, Michio Miyagi und Frank Poto (*1941) finden sich dank Shuzo Nishinos brillanter Hand und Theresia Renelts einfühlsamer Begleitung zu einem homogenen kammermusikalischen Gipfeltreffen. So zart, aber auch amüsant wie Nishino den Bogen über das archaische Instrument von Joseph Hollmayr (1771) führt, so liebevoll, wie Renelt dazu auf dem Steinway begleitet, wurde aus dem historischen wie stilistischen Spagat ein eleganter Tanz. 

Vom Largo in Corellis für den Kontrabaß arrangierter Violinsonate an entlockt Nishino
dem Hollmayr-Baß durchgehend virtuos auch zarte Cello-Klänge, die er dem historischen Viersaiter so selbstverständlich abfordert wie in Michio Miyagis "Haro no umi" den melancholischen Klang der Kokyu, während Theresia Renelts Flügel intensive Ahnungen der Koto vermittelt. Ergreifend Sergei Rachmaninoffs "Vocalise" und Max Bruchs "Kol Nidre", als Einschub eine witzige Petitesse Fritz Kreislers "Schön Rosmarin", bei der Nishono den Bogen tanzen läßt. Neue Musik und zeitgenössischer Jazz vereinen sich kraftvoll in Frank Protos mitreißender "Sonata 1963", bevor Robert Schumanns Träumerei aus den Kinderszenen von dem kongenialen Duo zum ergreifenden Abschluß des herrlichen Albums gestaltet wird.

Es ist eines der schönsten Klassik-Alben der letzten Jahre geworden, die reinste Form musikalischer Poesie, die großer Musik-Preise würdig ist. Wir geben ihm aus vollem Herzen den unseren: den Musenkuß!

 Beispielbild
Cover: Florian Ross

Shuzo Nishino
Double Bass Book
 
Shuzo Nishino - Kontrabaß
Theresia Renelt - Klavier
 
Produziert von Wolfgang Fuhr
 
© 2010 Fuhrwerk Musik
 
Titel:
1. Arcangelo Corelli, Violin-Sonate in
    A-Dur op.5, Nr.9   9:37
2. Sergei Rachmaninoff, Vocalise
    op.34, Nr. 14    6:38
3. Michio Miyagi,  HARU NO UMI –
    The Sea in Springtime  7:17
4. Max Bruch, Kol Nidre op. 47        
    11:28
5. Fritz Kreisler, Schön Rosmarin  
   
1:37
6. Frank Proto, Sonata 1963 für
    Kontrabaß und Klavier   14:49
7. Robert Schumann, Träumerei  
    2:33
 
Gesamtzeit:   53:34
 
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