„Dr. Faustus“

John von Düffel dramatisiert in Lübeck Thomas Manns Roman

von Hortst Schinzel
Theater Lübeck
„Dr. Faustus“

John von Düffel dramatisiert Thomas Manns Roman
 
Große Romane der Weltliteratur entziehen sich durchweg der Verfilmung oder Dramatisierung. Das gilt ganz besonders für Thomas Mann. Immerhin hat der Schriftsteller John von Düffel mit einer Bühnenfassung der „Buddenbrooks“ vor einigen Jahren Beachtung gefunden. Grund für das Theater Lübeck, ihn im Rahmen des „Wagner-Mann-Projekts“ mit der Dramatisierung weiterer Romane - „Zauberberg“ und „Felix Krull“-  zu beauftragen  Und jetzt eben zum Abschluß des Projekts „Dr. Faustus“. Die Uraufführung dieser Bühnenfassung wurde am Sonntag zu einem beachtlichen Erfolg, auch wenn von Düffel mit seiner Bühnenbearbeitung an die Grenzen seiner Möglichkeiten kommt. Das Alterswerk Thomas Manns entbehrt weitgehend einer Handlung. Thomas Mann ergießt sich hier in langwierigen musiktheoretischen und philosophischen Überlegungen. In der Gestalt des Adrian Leverkühn hat sich - sehr zu seinem Unwillen - der Musiker und Philosoph Theodor Adorno wieder gefunden. Und mit ihm ein großer Teil der deutschen Exilgemeinde an der Westküste der USA.
 
Das sagt eigentlich schon ausreichend über die Möglichkeiten einer Bühnenbearbeitung. John von Düffel hat den rund 600-seitigen Roman für seine Bühnenfassung auf 72 Seiten Text eingedampft. Noch zu viel, wie die Uraufführungszuschauer am Sonntagabend erleben mußten. Aus den im Programmheft genannten 3 Stunden 15 Minuten wurden volle 3 ¾ Stunden. Kräftige Striche hätten der Wirkung dieses Stückes sicherlich gut getan. Um so mehr, als sich die ironisch-elitäre Sprache eines Thomas Mann kaum dazu eignet, heutigen Bühnenfiguren in den Mund gelegt zu werden. Und so müssen denn in der Inszenierung von Schauspieldirektor Pit Holzwarth - und in dem schwer zugänglichen Bühnenbild von Werner Brenner - insbesondere die Darsteller des Adrian Leverkühn (Andreas Hutzel) und des Serenius Zeitblom (Götz von Ooyen) schier endlose Monologe sprechen  Wie sie das - auch darstellerisch tun - ist höchst beachtlich. Wie denn auch die übrigen Mitglieder des Ensembles - Robert Brandt, Peter Grünig, Florian Hacke; Patrick Heppt, Jörn Kolpe, Karoline Reinke, Anne Schramm und Will Workmann - jeweils in mehreren Rollen sehr Beachtliches leisten.

Foto © Torsten Wulf
Düster das Spiel der fünf Kontrabassisten Sebastian Bartsch, Peter Imig, Christian Niehues, Vitus Nowotny und Daniel Thieme  (Bühnenmusik Achim Giesler). Sechs Statisten geben als Soldaten, Studenten und medizinisches Personal viele Rätsel auf, bringen aber doch die sonst magere Handlung irgendwie voran.
 
Ein Abend, der den großen Sohn dieser Stadt ehrt. Ihre rechte Freude werden aber wohl nur eingefleischte Germanisten und Literaturkenner haben.
 
Die nächsten Aufführungen:
23. Oktober, 19.30 Uhr  und  31. Oktober ,18 Uhr.

Weitere Informationen unter:  www.theaterluebeck.de  
 
Foto: Torsten Wulf / Theater Lübeck.