Ausgefallene Klänge

Das Sonic.Art Saxophonquartett

von Frank Becker

© Sonic.Art Saxophon Quartett

Ausgefallene Klänge beim 1. Meisterkonzert der Saison
 
Das Sonic.Art Saxophonquartett konnte das Publikum aus der Reserve locken
 
Remscheid. Natürlich hatte niemand Schlager-Schmelz á la Billy Vaughn oder Jazz im Stil von Gerry Mulligan, Stan Getz, Paul Desmond oder Sidney Bechet erwartet – doch zunächst war denn doch die Zurückhaltung spürbar, die bei György Ligetis „6 Bagatellen“ für Saxophonquartett über dem Saal lag. Wie ein zaghaftes Kennenlernen, eine Einführung der Instrumente wirkte das erste Stück „Allegro con spirito“, springlebendig, schnell, attacca. Vorgestellt wurden vier Mitglieder der Familie der Saxophone – aus diesem Grund sind auch oben die vier Jazz-Musiker aufgereiht, denn deren Instrumente wurden am Mittwochabend im Teo Otto Theater beim 1. Meisterkonzert gespielt: Baritonsaxophon (Annegret Schmiedl), Tenorsaxophon (Martin Posegga), Altsaxophon (Alexander Doroshkevich) und Sopransaxophon (Ruth Velten).

Ein Kammermusikabend mit Neuer Musik ist für Überraschungen gut, zumal bei einer Instrumentierung wie hier. Ligeti spielt in seinen „Bagatellen“ mit den Möglichkeiten, webt einen Flickenteppich von rhythmisch-melodischen Stücken, fügt Klangfetzen gleitend zu flirrend verschmelzenden Harmonien zwischen den Eckpunkten des Soprans und des Baritons. Das Quartett setzt das packend um.
Das als Streichquartett geschriebene Quartett No. 3 „Mishima“ von Philip Glass, ein Beispiel der Minimal Music, setzt die Saxophone wie in geschlossenen Wellenformen ein, die den Hörer umfließen, erfassen, hineinziehen. Auf geheimnisvolle Weise narrativ lullen die sich weich ergänzenden Harmonien beinahe ein, bis der „Blood Oath“ abrupt den Traum beendet.
Deutliche Einflüsse von Strawinsky und Weill sind bei Alfred Desenclos´ „Quatour pour saxophones“ zu hören, in den harmonischen Jazz-Passagen blitzt auch Gershwin auf. Besonders im dritten, schönsten der Sätze zeigt sich, wie meisterlich das homogen agierende Ensemble die schwierige Sprache des „Blättchens“ zu sprechen versteht. 10 Minuten erklärt Annegret Schmiedl humorig Fabien Lévys „Durch“, ein nur 6 Minuten langes Stück voller akustischer Späße und Effekte. Das kam beim amüsierten Publikum gut an.

Mit zwei kleinen Stücken von Dmitri Schostakowitsch, einer dramatisch in sich gekehrten, weichen Elegie aus „Lady Macbeth von Mzensk“ und einer aufgekratzten, heiter redseligen Polka mit Witz und Pfeffer aus „Das goldene Zeitalter“ schloß das Programm, das die vier Saxophonisten gerne mit Zugaben rundeten. Ein exorbitantes Musikerlebnis.
 
Weitere Informationen unter: www.sonicartquartett.de