Der Richling-Code

Matthias Richling glänzt in der ausverkauften Düsseldorfer Tonhalle mit seinem neuen Programm

von Andreas Rehnolt
"Der Richling-Code"
zieht über Politiker aller Parteien her
 
Mathias Richling glänzte mit seinem
neuen Bühnenprogramm in der
Düsseldorfer Tonhalle -
Wegen der zu geringen Platz-Kapazität
im Düsseldorfer Traditions-Kabarett
"Kommödchen" fand der
"Richling-Code" dort statt. 
 
 
Düsseldorf - In der ausverkauften Tonhalle glänzte am Samstagabend der Kabarettist Mathias Richling mit seinem neuen Bühnenprogramm "Der Richling-Code". Darin zog der schwäbische Parodist Politiker aller Parteien durch den Kakao. Er schlüpfte dafür in rund 20 Rollen. Mal in roter Kostümjacke als amtierende  Bundeskanzlerin Angela Merkel, dann als qualmender Altkanzler Helmut Schmidt. Für Merkels Kanzleramts-Chef Ronald Pofalla fand Richling die Vokabel "Albino der Koalition", SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles mutierte zu Andrea "Ba-Nahles" und Familienministerin Von der Leyen wurde bei Richling zum "Phantom der Seifenoper".
 
Schlag auf Schlag ging es zu bei dem knapp zweieinhalbstündigen Auftritt des auch durch seine Fernsehauftritte (u.a. "Satiregipfel") bekannten Kabarettisten. Live wirkt der nervöse, fast zierliche Komödiant noch zappeliger, wenn er vor unter hinter den Namenskärtchen der schwarz-rot-gold verkleideten Bühne in -zig verschiedenen Dialekten die Politgrößen von einst oder heute aufs Korn nimmt. Der Ex-Wetterfrosch Jörg Kachelmann wird trotz nicht abgeschlossenem Gerichtsverfahren ebenso gestreift wie Ex-Bundesbank-Chef und Buchautor Thilo Sarrazin. Dem türkischen Premierminister Erdogan, der kürzlich türkische Gymnasien in Deutschland vorgeschlagen hatte, hielt Richling entgegen: "Auf unseren Gymnasien wird schon überwiegend türkisch gesprochen". 
 
Auch die durch die zahlreichen Mißbrauchsfälle ins Gerede gekommene katholische Kirche bekam ihr Fett weg. Die Sperrung von Kinderporno-Seiten sei nicht so schlimm, man brauche sich doch "nur beim Priesterseminar anzumelden", so Richling. Köstlich seine Karikaturen von Bundesfinanzminister Schäuble und seinem Kabinettskollegen Brüderle. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle kam nicht ungeschoren davon. "Ich sitze im Flugzeug und ich frage mich, woher kennen wir uns, die Welt und ich," frotzelte der Kabarretist über den unfreiwillig komisch auftretenden FDP-Politiker.
 
Zur Frage der Reichen und Armen im Lande empfahl Richling: "Der Reiche muß die Chance bekommen, die Armen von der Steuer abzusetzen. Dann ist beiden gedient." Weitere Themen beim "Richling-Code": Die Gentechnik, das Umwelt-Desaster, die Bankenkrise und die Terrorangst in Deutschland. Er läßt bei seinem Rundumschlag beinahe nichts aus. Angesichts der drohenden Rasterfahndung hierzulande müsse sich Der Erfolgsautor George Orwell fragen lassen, „ob er uns mit seinem Zukunftsroman 1984 allesamt verarscht habe“. Am Ende gab´s minutenlangen Applaus für einen oft hintersinnigen Abend mit dem schwäbischen Menschen-Beobachter, Politik-Deuter und sarkastischen Wahr-Sager.
 
Redaktion: Frank Becker