„Liebe 3“

Hagen Rether im Wuppertaler Forum Maximum

von Jürgen Kasten

Foto: Veranstalter

„Liebe 3“
 
Hagen Rether im Wuppertaler Forum Maximum
 
Das Forum Maximum im Rex-Theater in Wuppertal-Elberfeld mußte aufgeben, weil die Unterhaltungs- und Renovierungskosten zu hoch wurden. Doch es ist wieder – oder besser: noch da. Unter seinem ureigentlichen Namen Forum Maximum, mit dem es Martina Steimer und Carsten Becker einst am Arrenberg aus der Taufe hoben, wird es ab Februar 2011 im Barmer Bahnhof weitermachen.
Zwischenzeitlich werden die großen Veranstaltungen in die Wuppertaler Stadthalle verlegt. Und das ist gut so, denn beim Auftritt des Kabarettisten Hagen Rether mit seinem Programm „Liebe (3)“ war der Große Saal der Historische Stadthalle am 14.12.2010 bis auf den letzten Platz besetzt.
 
Eine schwarze Bühne, darauf ein Flügel und einige kleine Utensilien, mehr braucht es nicht, denn allein die ungeheure Präsenz Hagen Rethers füllt den Raum aus. Er spricht bewußt leise und lakonisch. Den Rest übernimmt eine exzellent ausgesteuerte Lautsprecheranlage. „Lauter“, brüllte jemand aus dem rückwärtigen Saal. „Was Sie meinen ist Fernsehen“, brüllte Rether zurück und ließ sich im übrigen nicht stören. Er war ja so müde und lag entspannt auf seinem Flügel, um über die Terroristenhysterie zu lamentieren. „Aber was reg´ ich mich auf?“ und „die CIA hat´s herausgefunden“, diese Sprüche flocht er als roten Faden durch das Programm, um dann mit kühnen Sprüngen das Thema zu wechseln.
Hagen Rether regte sich aber gar nicht auf, blieb leise. Einen eleganten, satten Blues klimpert er wie nebenher auf dem Flügel. Umso treffender dann die mit wohlbedachter Schärfe und ätzender Gedankensäure angereicherten Sätze, die wie bitterer Honig seinen Mund verließen.
„Liebe“ heißt sein Programm seit Jahren, wird lediglich durch eine Ziffer ergänzt – heuer ist es die 3. An die Liebe appelliert er, doch unsere aktuellen Probleme lassen sie nicht zu. Knallhart, mit lächelndem Gesicht bringt Rether die Widrigkeiten unserer Zeit auf den Punkt. Religiöse Fanatiker, nicht nur der Islam, die Banken, der Vatikan, Politiker, Integration, Bildung, die deutsche Sprache, die Datenschutzhysterie und eine filigrane Abrechnung mit dem irrwitzigen EU-Glühbirnenverbot, das ungelöste Entsorgungsprobleme birgt („…und das Licht muß Scheiße aussehen!“) sind nur einige seiner Themen.
 
Wenn ein hoher Gewerkschaftsfunktionär in einer Fernsehtalkrunde Sätze sagt wie „Ein Türke, wo die Deutsche Sprache nicht anständig kann, ist nicht integriert“, dann sei doch offensichtlich, daß die Integration nicht an der Sprache festgemacht werden kann. Da müssen andere Kriterien greifen. Fast alle sozialen Berufe, insbesondere der des Erziehers und der Erzieherin sind unterbesetzt und unterbezahlt. Und dort sollte eigentlich die Integration ansetzen, auch mit Hilfe der 95 % Inländer, die wir schließlich immer noch sind. Ja die Sprache: Von Sozialschmarotzern war viel die Rede im letzten Jahr. Gemeint waren die sozial Schwachen, die Bedürftigen, die sich so beleidigen lassen mußten. „Die wahren Sozialschmarotzer sind doch in Wirklichkeit die ökonomisch Starken.“ Viel Applaus dafür, wie zwischendurch immer wieder. Viel ließ Rether nicht aus, obwohl er meinte, daß er nicht auf alle aktuellen Themen eingehen könne, sein Programm sei sowieso schon viel zu lang. Für diesen Abend habe er es leicht gekürzt. Heraus kamen 3 ¼ Stunden.
 
Für die Zuschauer war das keine Mühsal. Im Gegenteil. Gerne ließen wir uns belehren. Daß wir zum
 
Beispiel Mao Tse Tung dankbar sein können, daß er solange durchgehalten hat. Ansonsten hätte die chinesische Wirtschaftsmacht uns schon vor 10 Jahren überrollt. Daß die mächtigen Rauschgifthändler, die in Afghanistan Opium anbauen, Warlords heißen, hierzulande eine Entsprechung finden – hier nennt man die Rauschmittelhändler Winzer. Sie bekämpft niemand.
Der studierte Musiker Rether konnte aber auch eindrucksvoll belegen, daß er der wahre „Grönemeyer“ ist. Sein „Frauen“ als Parodie auf Grönemeyers „Männer“ war einfach hinreißend.
Dies war ein Abend ganz nach dem Geschmack der immer größer werdenden Gemeinde seiner Anhänger. Dieser Abend bot alles, was mal gesagt werden mußte, alles - außer politischer Korrektheit, und das war gut so.
 
 
Redaktion: Frank Becker