Action in der Zwergenwelt

Thomas Plischke Die Halblinge des ewigen Hains

von Jürgen Kasten
Actionreicher Schluß der Trilogie
 
2008 begann Thomas Plischke mit seiner Fantasy-Serie der „Zerrissenen Reiche“, um Zwerge, Menschen und Halblinge. Das Sujet entwarf er zusammen mit Ole Johan Christiansen. Der erste Band „Die Zwerge von Amboss“ spielte im Zwergenbund, einem vermeintlich vorbildlichem Staat. Doch eine der Hauptfiguren, der Zwerg Garep Schmied, ein Sucher (Kriminalpolizist), scheint einem ungeheuerlichen Komplott auf der Spur zu sein und muß vor seinen eigenen Leuten fliehen. Den Krieg, den die Zwerge gegen die Menschen beginnen, kann er nicht verhindern.
„Die Ordenskrieger von Goldberg“ folgte 2009. Garep ist inzwischen mit der menschlichen Seherin Arisascha von Wolfenfurt gemeinsam auf der Flucht. Sie schmuggelt Waffen. Eines dieser sagenhaften Zwergengewehre besitzt ihr Bruder Siris. Auch er hat einen Zwerg zum Gefährten, Himek, ein Leiböffner (Arzt). Zum Schein lassen sich beide bei der Zwergenarmee anwerben, um sie zu boykottieren. Den Fall von Goldberg können sie jedoch auch nicht verhindern.
 
Seit Herbst 2010 liegt nun der dritte Band vor - „Die Halblinge des ewigen Hains“. Anini, Ermittler der Bundespolizei, wird nach Stahlstadt ins Dampfland entsandt, um den Mord an einer Kollegin zu klären. Anini gehört zu den Halblingen, die die gesamte Verwaltung des Zwergenbundes stellen und dem Obersten Vorarbeiter (Präsident) treu ergeben sind. So tun sie jedenfalls. Doch ist zu befürchten, daß auch sie etwas mit der Verschwörung gegen den Obersten Vorarbeiter zu tun haben könnten, obwohl Anini alles daran setzt, den aufrührerischen Freibündlern ein geplantes Attentat anzuhängen. Entsprechende Beweise glaubt er gefunden zu haben. Doch die erlangten Geständnisse wurden unter grausamsten Foltermethoden erlangt. Anini ist die interessanteste Figur in diesem Roman. Zwischen Pflichterfüllung und Zweifel, zwischen seiner Familie und seiner verführerischen Assistentin Ekela wird er hin- und hergerissen. Quälend seine Wachträume, die ihn in den Ewigen Hain entführen, wo ihm Botschaften übermittelt werden, die er nicht versteht.
 
Der zweite Spielort findet ist Meerschaum, die alte Heimat der Geschwister Wolfenfurt. Sie müssen sich ihrer dunklen Familienvergangenheit stellen. Außerdem droht ein Angriff der Zwergenarmee. Zu allem Überfluß tauchen ihre alten Handelspartner auf, die Feen, ein arrogantes, gefährliches Volk. Auch alle anderen Protagonisten der vorherigen Bände  spielen wieder herausragende Rollen. Damit sind alle wichtigen Charaktere eingeführt und die erste Staffel beendet, sagt Thomas Plischke in seinem Nachwort. Bevor es mit den zerrissenen Reichen weiter geht, wird es diesmal ein wenig länger dauern.
Obwohl es im vorliegenden Band erst im letzten Drittel so richtig zur Sache geht, im Sinne von Action, ist auch er sehr lesenswert. Sprachlich neigt der Text zu einigen Manierismen und Ausschweifungen, sagte Plischke selber. Dies deshalb, weil er sich diese Fantasywelt als viktorianisches England in der ausbrechenden industriellen Revolution vorgestellt habe. Überdies seien ihm alle Diktatoren, Faschisten und Potentaten suspekt. Daher habe er auch diese Themen als Handlungsstränge eingebaut.
Das ist durchaus anspruchsvoll gelungen. Um seine Fantasy-Fans nicht zu verprellen, verspricht er für den nächsten Band wieder eine spannende Reise seiner Protagonisten und endet sibyllinisch, „daß längst nicht alles Totgeglaubte auch tatsächlich tot ist…“.

Beispielbild

Thomas Plischke
Die Halblinge des ewigen Hains
Die zerrissenen Reiche 3
 
© 2010 Piper Verlag GmbH, München
Broschur, 455 Seiten
€ 9,95 (D), € 10,30 (A)
ISBN: 978-3-492-26718-2
 
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