Glück ohne Ende?
Schon verschiedene Male konnten wir Ihnen in der zurückliegenden Zeit Cartoons und Publikationen von Gerhard Glück vorstellen. Das haben wir besonders gerne getan, denn seine Arbeiten gehören zum Besten, was die Branche im deutschsprachigen Raum derzeit zu bieten hat. Wir setzen die Serie von Glücks-Berichten heute mit einem in diesen Tagen erschienenen Bändchen fort, das zu einer vom Antje Kunstmann Verlag initiierten Reihe gehört, mit der herausragende Künstler der Zeichenfeder den ihnen gebührenden Platz in der Ruhmeshalle deutscher Cartoonisten bekommen.
Der Verlag selbst dazu: "Meister der komischen Kunst stellt die bedeutendsten deutschsprachigen Künstlerinnen und Künstler vor, die mit Zeichenstift, Pinsel und Wortmächtigkeit das Zeitgeschehen und unsere Gesellschaft seit etwa 1950 begleiten, erläutern und das Komische mit gebotener Ernsthaftigkeit aufzeichnen. Gerhard Glück (Jahrgang 1944) schlägt den Spagat (Spagat schlagen, interessantes Bild, Anm.d. Red.) zwischen frechem Kalauer und feinsinniger Kunstadaption; nicht umsonst sind seine Fortschreibungen und bildnerischen Analysen von Meisterwerken der klassischen Kunst Bestseller. Er arbeitete für die Süddeutsche Zeitung, DIE ZEIT, Cicero, Eulenspiegel und zur Zeit vor allem für NZZ Folio, das Magazin der Neuen Zürcher Zeitung. Neben vielem anderen illustrierte er kongenial die Werke von Heinz Erhardt und Joachim Ringelnatz."
Es liegt in der Natur der Sache, daß Sie einiges in diesem kompakten Band bereits aus Gerhard Glücks vorherigen hier vorgestellten Büchern kennen. So ist das Prinzip der Reihe auch angelegt: das Essentielle in einem enormen Œuvre finden und gültig umreißen. Das ist dem Herausgeber WP Fahrenberg auch gelungen, zumal er sich auf O-Töne des Glücks (verzeihen Sie diesen billigen effekthascherischen Genitiv) stützen kann. Wir haben also mit Kunstmanns Band vielleicht sogar den einleitenden Band einer späteren historisch-kritischen Ausgabe des Glückschen Werks. Auf jeden Fall aber haben wir hier eine Essenz seiner bisherigen Arbeit vor uns, die amüsant und verteufelt gut das Hintersinnige, wenn nicht gar das Hinterfotzige von Gerhard Glücks subtiler Gedankenwelt präsentiert. Warum trifft er damit in jedes angepeilte Ziel? Weil Gerhard Glück die Achillesferse oder von mir aus auch die Lindenblatt-Stelle aller kennt und bloßlegt. Da hinein treffen nicht die Pfeile des Paris oder des grimmen Hagens Speere - es sind die Stifte, Pinsel und Kreiden Gerhard Glücks. Wir als Leser, besser: Schauende profitieren von seiner Treffsicherheit. Wir sind amüsiert. Eins ums andere Mal. Natürlich entwickelt ein jeder eine besondere Vorliebe für bestimmte Zeichnungen, chacun à son gout. Mein Favorit - sicher durch Erziehung, Beruf und Lebensauffassung beeinflußt, ist diese:
Einen Edward Hopper der Groteske, und in bestimmten Fällen beinahe einen Ziehvater Eugen Egners möchte man Gerhard Glück gelegentlich nennen, wenn er auf Einfälle wie diesen hier kommt:
Gerhard Glück leuchtet aus, was ist und sogar das, was nicht ist, aber den aus dem Leben geschöpften Erkenntnissen nach möglich wäre. Dabei streift er sehr oft das Numinose und zieht das allzu Erhabene ins Komische. Was für ein Glück. Meister der komischen Kunst: Gerhard Glück © 2011 Verlag Antje Kunstmann
112 Seiten, gebunden, 23 x 17,5 cm mit 112 Illustrationen
ISBN-13: 9783888977206
16,- €
Weitere von insgesamt 40 geplanten Bänden sind in gleicher Aufmachung und zum gleichen Preis für 2011 angekündigt, bzw. schon zu haben: F.K. Waechter, Chlodwig Poth, Marie Marcks, Beck, Ernst Kahl, Robert Gernhardt, Rudi Hurzlmeier, Erich Rauschenbach. Weitere Informationen unter: www.kunstmann.de
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