Dessau
Der Protagonist I Pagliacci
Zur Eröffnung des Kurt Weill Festes gab sich das Anhaltische Theater die Ehre zwei Opern über tödlich endeten Realitätsverlust zu geben: Kurt Weills selten gespielte Oper „Der Protagonist“ und Ruggero Leoncavallos „I Pagliacci“. Zweimal die „gleiche“ Oper, zweimal Frauenmord aus Eifersucht.
Der Protagonist
Weills „Protagonist“, 1926 in Dresden mit unglaublichen Erfolg uraufgeführt, beschäftigt sich weniger mit dem Mord, sondern eher mit der Frage: Wieweit dürfen Mäzene und Gönner in den laufenden Der Bajazzo
Der zweite Teil des Opernabends kam gefälliger daher. Die eher sentimentalen Verismoklänge Leoncavallos sind geläufiger. Aber auch hier lauert das Böse. Der Prolog von Ulf Paulsen weist schon darauf hin. Kaum merklich verwandelt sich der sympathische „Prolog“ in Tonio, bei Bücker kein Die Anhaltische Philharmonie überzeugt auch im Verismofach genauso wie in der Moderne. Das Gesangspersonal wird von Bücker in guter Schauspielmanier geführt. Viel Wert wird auf ausdrucksstarkes Spiel gelegt, ohne dabei die gesanglichen Künste zu vernachlässigen. Die Szenen von Nedda mit ihrem ungeliebten Mann sind dabei genauso glaubwürdig, wie auch ihre Amour fou mit Silvio. Der angesagte Sergey Drobyshevskiy teilte sich klugerweise seine Kräfte für das „Ridi, pagliaccio“ auf, gewann dann aber auf ganzer Linie. Der Abend war dann der Triumph der Stimmen und des Orchesters. Der Chor unter Helmut Sonne und der bezaubernde Kinderchor unter der Leitung von Dorislava Kuntschewa singen auf höchstem Niveau. Bückers Inszenierung läßt beide Stücke authentisch wirken, wenn ich persönlich auf den Auftritt der Komödiantentruppe im „Bajazzo“ per Fesselballon und das Kinderorchester, die Seiffener Engelchen ließen freundlich grüßen, im Zwischenspiel auch verzichten könnte. Für Freunde des selten gespielten Weill abseits der „Dreigroschenoper“ und „Mahagonny“ ein Muß, für Freunde des Verismo sicherlich eine Option. Bilder © Claudia Heysel
Redaktion: Frank Becker |