Vom Unverfügbaren und seinen Spuren

Andreas Steffens - "Ontoanthropologie."

Red.
Andreas Steffens
 
Ontoanthropologie.
Vom Unverfügbaren und seinen Spuren
 
Sich als Reflexion entfaltend, ist die Geste der Kunst des Nachdenkens der Rückblick. Selten trifft Philosophie sich deshalb mit tagesaktueller Zeitgenossenschaft. Soeben ausgeliefert, erfährt diese Einleitung in Steffens’ Rekonstruktion der vor zwei Generationen abgebrochenen Denkform einer philosophischen Anthropologie als Kulturontologie mit den Ereignissen in Japan eine ebenso unvermutete wie dramatische Aktualität.
In ihrem Zentrum steht die Analyse des menschlichen Weltverhältnisses. Die >Ontoanthropologie< entfaltet deren Grundgedanken einer ursprünglichen Weltfremde als unbehoben-unbehebbare Elementarbedingung menschlichen Daseins.
 
"In den Untiefen des Daseins in der Geschichte, die sich vor allem als ein Kontinuum von Katastrophen darbietet, die den Menschen immer wieder an sich (ver)zweifeln lassen, kehrt der Urverdacht aus ferner Vorzeit noch einmal wieder: gar nicht in der Welt zu sein. Als der äußerste Schrecken des Menschen wurde Weltlosigkeit zur Folge menschlicher Handlungen. Für des Menschen Dasein ist die Welt unentbehrlich; aber seines nicht für deren Sein.
Zur Abwehr dieses Urschreckens ist der Mensch zu allem bereit. Und nur zu wenigem in der Lage. Nicht nur als Schöpfung und Natur, selbst noch als reines Menschenwerk der Geschichte ist die Welt vor allem das, was uns geschieht. Ihr Grenzwert ist Überwältigung.
Man ist ihr Objekt mehr als ihr Subjekt. Wir sind handelnder Teil eines Geschehens, das sich an uns vollzieht. Die Welt-Bedürftigkeit des Daseins ist kein Verhältnis auf Gegenseitigkeit. Die Chance des Menschen liegt in der Zweideutigkeit der Welt. Die Kehrseite ihrer Gleichgültigkeit, mit der sie ihn konfrontiert, ist ihre Nichteinmischung in alles, was er aus eigener Kraft zu seinem Wohl vermag.
Die Analyse dieser Urbeziehung, die alle Selbstverhältnisse des Menschen bedingt, die für ihn möglich sind, ist „Ontoanthropologie“. Statt des Menschen Verhältnis zur Welt untersucht sie das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, das auf der Welt in ihm basiert."  (Aus der Einleitung)
 
Weniges könnte die Notwendigkeit einer derartigen Reflexion so sehr begründen wie die gegenwärtige doppelte Katastrophe, die über Japan hereinbrach, in der die Urproblematik jeder Kultur so dramatisch wie verheerend aufbricht.
So bildet diese Studie den seltenen Glücksfall eines Zusammentreffens prinzipieller Nachdenklichkeit mit Aktualität der Zeitgenossenschaft.
Ihre Perspektive läßt einen ‚Sinn’ der doppelten Katastrophe erahnbar werden, in der die Gleichgültigkeit der Natur sich mit der Machtlosigkeit der mächtigsten Technik zu einem absoluten Ereignis verdichtet: dem hilflos hinzunehmenden Einbruch des Unverfügbaren.
 
 
Andreas Steffens - Ontoanthropologie. Vom Unverfügbaren und seinen Spuren
184 Seiten, Br., NordPark Verlag Wuppertal, Februar 2011, ISBN 978-3-935421-55-3
 
Kontakt: www.nordpark-verlag.de; andreassteffens@gmx.net; Tel. mobil 0162-8645178