Selber machen!

von Hanns Dieter Hüsch

© André Poloczek - Archiv Musenblätter
Selber machen

Eins muß ich ja mal sagen oder vielmehr gestehen: Ich gehöre zu den Männern, bei denen die Frauen immer sagen: »Wenn man nicht alles selbst macht!« Obwohl das - unter uns gesagt - völliger Blödsinn ist! Weil sich das so anhört, als könnte ich überhaupt nichts. Und das stimmt ja nun nicht! Ich meine, selbst wenn es stimmen würde oder stimmen könnte oder stimmen sollte, irgend etwas kann jeder Mensch ganz für sich allein. Und wenn es essen und trinken ist und so weiter! Hier würde meine Frau natürlich sofort wieder einhaken und sagen: »Als erstes denkt er schon wieder ans Essen und Trinken, anstatt sich mal einen Knopf selbst anzunähen.« »Jaja«, sage ich dann immer. Ich weiß schon, was jetzt wieder kommt: Und zwar die Geschichte, wenn ich mal alleine in der Wüste wäre und weit und breit kein Baum, kein Mensch. Und es geht mir ein Knopf vom Mantel ab in der Wüste. »Was willst du denn dann machen? Da kannst du auch nicht einfach wie zu Hause sagen: „Kannst du mir mal den Knopf annähen!“« Nein, selbst ist der Mann! »Bügeln hättest du auch längst schon mal üben können.« »In der Wüste?« »Nein, hier zu Hause bei uns am heimischen Herd!« »Auf dem heimischen Herd meinst du wohl!« Also, ich sage Ihnen. Wenn ich nicht all diese Dinge pfiffig mit einem zwinkernden Auge fröhlich begleiten würde, da hätte ich nichts zu lachen, was die  Aufarbeitungsphase für willige und freiwillige Männer betrifft. Meine Frau schiebt dabei auch noch immer alles auf meine Tanten, die damals aus mir, dem träumerischen niederrheinischen Beamtenkind einen nichtsnutzigen weltfremden Hampelmann gemacht hätten. Und mich ihr einfach überlassen hätten. Nee! Da mache ich schon lieber alles selbst. Nicht mal ein Paket kann er packen! Obwohl das gar nicht stimmt. Ich kann sehr wohl ein Paket packen. Nur dauert es halt bei mir ein bißchen länger! Ich meine, ich könnte vor Weihnachten zum Beispiel nicht in einem Kosmetikgeschäft mit tausend Paketen mit Flitter und Flatter, Kringelchen und Pingelchen als Aushilfe eingestellt werden. Das nun nicht! Aber wenn man mir zwei Tage Zeit gibt, dann schaffe ich das auch. Aber ich möchte das natürlich auch mal umgekehrt betrachten: Es gibt auch Dinge, wo ich leider sagen muß: Wenn man nicht alles alleine macht! Worauf ich ursprünglich auch hinauswollte! Ich werfe zum Beispiel einen Brief, den ich selber geschrieben habe, auch selber ein. Dann weiß ich wenigstens, daß er fort ist. Wenn ich den einem anderen mitgebe, weiß ich das nicht. Genauso ist das mit dem Mitbringen! Meistens kriegt man doch nicht genau das mitgebracht, was man sich vorgestellt hat. Das heißt also, beim nächsten Mal macht man wieder alles selber! Wenn doch alles nicht klappt! Wenn doch alles nicht stimmt! Wenn doch alles drunter und drüber geht! Da mache ich doch lieber alles alleine! Da weiß ich doch, wo ich dran bin! Und: Meine eigenen Fehler mache ich lieber selber!  
 
 
© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Es kommt immer was dazwischen" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung