„Als hätten Sie einen Sommertag im Arm.“

Alfred Sisley ab 13. September in Wuppertal

von Frank Becker

„Als hätten Sie einen Sommertag im Arm.“
 
Im September öffnet die große Wuppertaler Sisley-Ausstellung ihr Pforten
 
 
Man merkt Dr. Gerhard Finckh neben der hellen Begeisterung des Kunstfreundes die große persönliche Freude an, wenn er von der kommenden Impressionisten-Ausstellung berichtet, mit der er die Erfolgslinie Barbizon – RenoirMonetBonnard fortschreibt. Der Direktor des Städtischen Wuppertaler Von der Heydt-Museums holt nämlich für die erste Einzel-Ausstellung Alfred Sisleys in Deutschland überhaupt weltweit Werke des wohl zartesten, feinsten, „impressionistischsten“ Malers des französischen Impressionismus in sein Haus, das sich durch sein Engagement längst einen Ruf als Tempel dieser Epoche gesichert hat.


Le canal du Loing - Von der Heydt-Museum Wuppertal
 
Als Franzose darf Sisley (1839-1899) durchaus gelten, wenn er auch aus einem englischen Elternhaus stammte und seine erste Erziehung in London bekommen hat, wo er schon als junger Mann Interesse für englische Vorläufer der Kunstrichtung zeigte, als deren Vertreter er posthum Weltruhm erlangen sollte. Richard Parkes Bonnington, William Turner und John Constable waren  damit quasi seine künstlerischen Taufpaten, denen alsbald in Frankreich sein Lehrer Charles Gleyere folgte, bei dem er von 1860 bis 1863 studierte. Aus dieser Zeit rührt auch Sisleys Freundschaft zu Auguste Renoir und Claude Monet her, die wie er zu den Begründern der Schule wurden, die auch Camille Pissarro, Edgar Degas und Edouard Manet unter dem 1874 durchaus zunächst von der Kunstkritik nicht positiv gemeinten Dach des „Impressionismus“ vereinte. Als legitime Erben der Schule von Barbizon führten diese Maler ihren wundervoll lebensnahen, Licht und Leichtigkeit atmenden Stil zu der Blüte, die dessen Bilder heute zu den begehrtesten Objekten auf dem Kunstmarkt macht.


La Seine a Billancourt - Kunsthalle Hamburg
 
Die Leihgaben u.a. aus Paris, New York, Toronto, Wien, London, München, Köln, Madrid, Zürich, Hamburg, Lille und Denver werden in „10-11 Kapiteln“ nach Lebensabschnitten gehängt, vom 13. September 2011 bis zum 29. Januar 2012 also in Wuppertal Alfred Sisleys Werden und Wirken zeigen. Die Vorarbeiten begannen bereits 2009 – erste Bilder der Leihgeber werden etwa drei Wochen vor Ausstellungsbeginn erwartet. Immerhin bisher 80 Bilder des 884 Gemälde umfassenden Œuvres Sisleys konnte Dr. Finckh bis heute zusammentragen, wobei unter diesen zehn Prozent des Gesamtwerks sicher einige der Kernstücke vertreten sein werden. Man kann in Wuppertal dabei auch auf eigene Bestände zurückgreifen, denn das Bild „Le canal du Loing“ (1884) gehört der Städtischen Galerie. Die Bereitschaft der Museen, sich gegenseitig mit Leihgaben zu unterstützen, macht eine solche Ausstellung erst möglich. Gefragt, was denn andere Häuser sich in Gegenzug aus Wuppertal erbitten, kann Gerhard Finckh spontan Paus Cézanne  nennen und Edvard Munchs „Sternennacht“.

 
Le Pont de Villeneuve
 
Was wird in Wuppertal zu sehen sein? Natürlich die Flußlandschaften, für die Alfred Sisley so berühmt war, die Kirche von Moret-sur Loing, die er in vielen Variationen gemalt hat, ländliche Szenen aus der Umgebung von Paris und Lille, seine dokumentarische Serie „Überschwemmung in Pont-Marly“ aber auch Motive aus England, die er während späterer Aufenthalte gemalt hat. Gerhard Finckh umreißt Sisleys Œuvre mit einer treffenden Bemerkung: „Zauberhaft, duftig, bewegt – als hätten Sie einen Sommertag im Arm.“
Nun wird die Werbetrommel gerührt – mit guten Ideen und einer Kompanie von 100 Pappkameraden, besser gesagt: 100 Sisleys in Lebensgröße, die überall da Reklame für die Ausstellung machen sollen, wo Organisationen, Firmen, Geschäftsleuten das durch das Aufstellen gerne im Interesse des Museums tun möchten. 30 von den Herren sind schon vergeben, Anfragen können an das Von der Heydt-Museum gerichtet werden.
Was auch schon jetzt ins Auge gefaßt werden sollte, sind Anmeldungen zu Führungen durch die Ausstellung. Die Erfahrungen der früheren Impressionisten-Ausstellungen haben gelehrt, daß man gut daran tut, sich rechtzeitig eine solche kundige Führung zu sichern. Alle Informationen über Kosten, Öffnungszeiten und Anreise bekommen Sie in einem Faltblatt des Museums und im Internet:

Sowie unter der Tel.-Nr. 0202-563-2626
 

Dr. Gerhard Finckh in bester Gesellschaft - Foto © Frank Becker