Warnung vor "Verhütern" der Kunstfreiheit

Diskussion zum Tag der Pressefreiheit

von Andreas Rehnolt
Warnung vor "Verhütern" der Kunstfreiheit
 
Diskussion der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen am Vorabend des Tags der Pressefreiheit
 
Solingen - Der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner hat in Solingen vor "Verhütern" der Kunstfreiheit gewarnt. Am Vorabend des Tages der Pressefreiheit (3. Mai) sagte Kastner bei einer Diskussionsveranstaltung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Künstler brauchten "keine Freiräume, sondern Räume zum Arbeiten." Freiräume würden oft nur zu "Kunst-Ghettos, bei denen dann auch schnell fürsorgliche Hüter oder Verhüter der freien Kunst zur Stelle" seien, erklärte Kastner.
 
Der 1947 geborene Künstler fühlt sich nach eigenen Aussagen mit seinen oft provozierenden Aktionen ausgegrenzt und behindert. Er thematisiert in seinen Aktionen oft die Greuel des Krieges, die Profite der Rüstungswirtschaft und Taten des Nationalsozialismus. Er bezieht in seinen Bildern und Aktionen Position gegen die schleichende Gewöhnung an Militär und Waffengewalt. In den vergangenen Jahren wurde er immer wieder für seine Kunstaktionen angeklagt und häufig auch verurteilt.
 
Der Direktor des Museums Ludwig in Köln, Kasper König betonte bei der Veranstaltung, in Deutschland gebe es "noch kein repressives System", das die Freiheit der Kunst bedrohe. "Doch wir müssen aufpassen, daß wir keines bekommen", sagte König. Der Museumsmann warnte zugleich vor einer nostalgischen Betrachtung des Themas. Gerade im Hinblick auf die massiven Veränderungen in den von Diktatoren beherrschten afrikanischen Ländern fragte König danach, von welchen Gruppierungen denn die immensen gesellschaftlichen Veränderungen dort ausgingen.
 
Der ehemalige Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung, Bazon Brock wies bei der Diskussionsveranstaltung im Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen darauf hin, das Thema weiter zu fassen. Man dürfe nicht vergessen, daß es nicht nur um die Freiheit der Künstler, sondern um die Freiheit des Volkes gehe. Der Musiker Ulrich Klan sagte, es gebe hierzulande eine Unterdrückung der Kunst jenseits der Verfolgung. Der Zugang zu den etablierten Medien sei für Künstler oft schwierig. "Da gehen einfach Türen zu, wenn man bestimmte Themen vorbringt", so Klan.