126 Möglichkeiten

Dietmar Bittrich - "Das Gummibärchen-Orakel"

von Frank Becker
Spökenkiekerei
 
Glauben Sie an Horoskope? Wenn ja, richten Sie sich danach? Wenn nicht: lesen Sie Ihres heimlich doch beim Friseur, wo ja die einschlägigen Zeitschriften herumliegen? Oder genügt Ihnen die knappe Charakter-Auskunft eines Zuckerwürfels, der in ein Sternzeichenpapierchen eingewickelt im Café neben ihrer Kaffeetasse liegt und Ihre Plus- und Minuspunkte aufzählt? Alles Spökenkiekerei? Ist wohl so.
 
Aber jeder Vernunft zum Trotz hat sich ein sagen wir mal etwas anderes Horoskop-Buch in die Herzen aller jüngeren Frauen geschlichen, die wohl die Mehrzahl seiner Käuferinnen ausmachen: „Das Gummibärchen-Orakel“. „Kaufen Sie eine Tüte Gummibärchen. Ziehen Sie mit geschlossenen Augen fünf Bärchen. Und öffnen Sie die Augen. Sie sehen fünf Bärchen in unterschiedlichen Farben. Nun brauchen Sie nur noch nachzuschlagen, was Ihre Farbkombination bedeutet.“ So wirbt der Klappentext für das ernsthaft daherkommende Bändchen, durch dessen Zeilen jedoch stets ein sardonischen Gelächter dringt. Wenn man tut, was das – ich behaupte mal, von Haribo geförderte – Buch verlangt, wisse man nun alles über seine Zukunft, behauptet Dietmar Bittrich in seinem Bestseller "Das Gummibärchen-Orakel", der jetzt bereits in 30. Auflage als Goldmann-Taschenbuch vorliegt. Ursprünglich beim Bielefelder Pendragon-Verlag nach einer Idee von dessen Verleger Günther Butkus erschienen, hat das Buch in der Goldmann-Lizenz längst nicht nur die Republik, bzw. ihre teutonischen Orakel-Freunde erobert, sondern hat jetzt auch in Japan das Gummibärchen-Fieber ausgelöst. Als Verleger Günther Butkus 1996 das fertige Manuskript in den Händen hielt, ahnte er noch nicht, daß dieses Buch der bis dato größte Erfolg des 1981 gegründeten Verlages werden sollte. Über 50.000 Exemplare wurden allein von der Originalausgabe verkauft. Butkus: „Wir sind gespannt, ob es auch bald eine englische Version des „Gummibärchen-Orakels“ gibt, denn auch die Amerikaner sind schwer begeistert von den German Gummibärchen.“
 
126 Möglichkeiten bietet das Buch an. Jede der rein zufällig entstandenen Farbkombinationen wird mit scheinbar tiefem Ernst – naja – aufgedröselt. Also habe ich - ich mag diese zähen, widerlich süßen Gummibärchen sowieso überhaupt nicht - dennoch auf Anregung einer Freundin bei ALDI um 89 Cent eine Tüte davon erstanden und dann gemeinsam mit ihr den Selbstversuch gemacht. Sie kam quasi als „falsche Schlange“ decouvriert mächtig schlecht davon, ich durfte mich im Licht meines Gummibärchen-bestätigten edlen Charakters sonnen. Aber das war mir auch ohne die klebrigen
Süßigkeiten klar. Wissen wir nun mehr von uns? Und: darf man nur einmal in die bunte Tüte des Lebens greifen? Revision ausgeschlossen? In einem Falle darf nachgebessert werden: wenn nämlich zwei verschiedene Rot-Töne im Spiel waren. Hat ihr aber auch nichts genützt.
Zum Trost habe ich ihr die angefangene Tüte Gummibärchen und das Buch geschenkt.
 
Dietmar Bittrich
Das Gummibärchen-Orakel
249 Seiten, Broschur
8,- €
 
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