Perry Rhodan - Die Geschichte eines literarischen Phänomens

Michael Nagula – „Die Perry Rhodan Chronik" Band 1

von Frank Becker

Perry Rhodan

Die Geschichte eines
literarischen Phänomens
 
Am 8. September 1961, also vor knapp 50 Jahren erschien im Moewig Verlag der erste „Perry Rhodan“-Heftroman mit dem Titel „Unternehmen Stardust“. Die Zeit war für ein solches Projekt reif, Science Fiction von englischsprachigen Autoren verkaufte sich blendend, und Filme wie „The Blob“, „On The Beach“, „The Time Machine“ und „The Day The Earth Caught Fire“ waren Renner im Kino. Die Raumfahrttechnik griff nach den Sternen – nachdem die Russen mit Sputnik 1957 den ersten Satelliten ins All geschickt, 1959 mit Lunik 2 den ersten auf den Mond gebracht und 1961 mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All geschickt hatten, verkündeten die Amerikaner, noch vor 1970 einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen. Das war genau der Boden, den die Perry Rhodan-Reihe brauchte.   
Daß sich der unmittelbar eintretende Erfolg der SF-Romanreihe, die zunächst auf insgesamt nur
30-50 Hefte angelegt war, bis heute fortsetzen würde, hatten wohl nicht einmal die Autoren der ersten Stunde erwartet: Karl-Herbert Scheer und Clark Darlton (d.i. Walter Ernsting). Seither ist wöchentlich ein neuer Heftroman erschienen, im September werden es zum 50-jährigen Jubiläum folglich 2.600 sein. Die beiden „Erfinder“ Rhodans können das nicht mehr erleben. K.H. Scheer starb 1991, unmittelbar nach dem 30-jährigen Jubiläum, Walter Ernsting 2005 im Alter von 84 Jahren.
 
Ein Heer von Autoren, darunter u.a. William Voltz, Gisbert Haefs, Uwe Anton und Michael Nagula, hat im Verlauf der Jahrzehnte die Heft-Abenteuer Perry Rhodans und ihrer nicht minder populären Buchausgaben und Taschenbücher fortgeschrieben. Mit „Atlan“ hat sich 1969 ein erfolgreicher Ableger der Reihe gebildet, der auch schon beachtliche Zahlen hinsichtlich Romanfolgen und Verkaufsziffern vorweisen kann. Die sind natürlich nicht mit der weltweit mittlerweile über eine Milliarde Gesamtauflage von Perry Rhodan zu vergleichen. Denn der Raumfahrtheld aus dem Jahr 1971 – Scheer griff 1961 der Geschichte voraus – der im Roman für die USA auf dem Mond landet, wo er mit dem Volk der Arkoniden und anderen Superintelligenzen in Kontakt kommt, aus dem US-Raumfahrtprogramm aussteigt und in der Wüste Gobi einen neuen, neutralen Staat gründet, der mit der Hilfe Außerirdischer allen Menschen dienen soll, wurde weit über die Grenzen Deutschlands u.a. auch in Holland, England, Frankreich, den USA, Japan, Brasilien und China populär. Scheer und Darlton entwarfen eine ganze intergalaktische Welt mit eigener Kosmologie, Technik und Geschichte, mit kriegerischen und friedlichen Völkern und unerhörten Abenteuern – sie schufen das „Perryversium“.
 
Die Hefte mit ihren etlichen Auflagen wurden durch Taschenbuch-Paperbacks und als gebundene Buchausgaben durch die attraktiven „Silberbände“ mit jeweils fünf zusammengefaßten Abenteuern ergänzt. Ca. 150 Bände mit dem prägnanten 3-D-gelaserten Titelbild werden bis zum Jubeltag im September erschienen sein. Hörspiele, Hörbücher, Comics, E-Books, Computerspiele und ein (mieser) Spielfilm folgten. Einiges an Sekundärliteratur zur Perry Rhodan-Reihe ist schon erschienen, u.a. 2009 „Fast alles über Perry Rhodan“ von Eckhard Schwettmann, der als Verlagsleiter beim Pabel-Moewig Verlag an der weltweiten Vermarktung der Romane beteiligt war.
 
Eine umfassende Übersicht über die vollständige Geschichte Perry Rhodans fehlte bisher. Die hat Michael Nagula, einst selbst Heft-Autor, in einem gewaltigen Projekt in Angriff genommen. Ein Buch mit der Chronik der ersten 13 Jahre Perry Rhodan von 1961 bis 1974 (Erdzeit!) hat er als Band 1 der Gesamtchronik mit vielen Abbildungen (leider nur in s/w) bereits vorgelegt - akribisch recherchiert und dokumentiert. Er behandelt die Vorgeschichte, den Beginn und die ersten Jahre des Booms der Erfolgs-Serie, spricht über Autoren, Figuren und Inhalte der Romane, schiebt Kurzbiographien der Charaktere und Autoren ein, erzählt von Konkurrenten, Comics und dem Kinofilm 1967. Ein Namensregister (Eckhard Schwettmann fehlt) gibt Querverweise.

Band 2 mit der Chronik von 1974 bis 1984 ist bereits angekündigt – er wird im September, pünktlich zum 50. Jubiläum erscheinen.
 

Michael Nagula – „Die Perry Rhodan Chronik – Biografie der größten Science Fiction-Serie der Welt“
– Band 1 (1961-1974)
© 2011 hannibal/KOCH International
525 Seiten, gebunden, div. Abbildungen, Namensregister, 24,99 €
 
Weitere Informationen unter: www.hannibal-verlag.de