Er stand vor der Badezimmertür.

Ein Dramolett

von Erwin Grosche

Foto © Uwe Nölke
Er stand vor der Badezimmertür.
 
Er stand vor der Badezimmertür. Nun kann sie mir nicht entfliehen, dachte er, Er sagte: „Ich wollte dir nur mal sagen, wie ich mich von dir ausgenützt fühle. Ich habe es aufgegeben Dank zu erwarten, aber wenn du mich wenigstens wahrnehmen würdest, wäre das schon was. Auch, daß deine Mutter immer unangemeldet auftaucht, geht mir gegen den Strich. Ich brauche auch meinen Freiraum, da paßt es nicht, daß jemand kommt und sich bei uns breit macht.“ Plötzlich kam seine Frau die Treppe hinauf. Sie war im Garten gewesen und hatte dort einen Strauß Rosen geschnitten. „Was machst du denn vor dem Badezimmer?“, fragte sie. „Meine Mutter sitzt doch dort in der Badewanne. Sie hat heute angerufen. Sie wollte das Wochenende bei uns verbringen.“ Er schaute auf die Tür. Er wußte nicht, was er sagen sollte. „Hatte ich dir das nicht erzählt?“, fragte sie und rief in Richtung Badezimmer: „Mama, ist alles bei dir in Ordnung?“ Er war verloren.



© Erwin Grosche - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2011