"Nun sag, wie hast dus mit der Religion?"
J.W. v. Goethe - Faust 1, Vs 3415
Gott, oh Gott...
Til Mette scherzt mit heiterem Ernst
(und mit Recht)
Es ist schon sowas mit dem Glauben. Die Kirchen (gleich welcher Couleur) wollen uns gegen jede Lebenswirklichkeit mit allerlei Brimborium an ihren jeweiligen Gott glauben machen, viele Menschen glauben von sich aus leichten Herzens, andere glauben an eine höhere Macht, weil sie sonst nichts hätten, um sich daran zu klammern. Einige tun so, als würden sie glauben, weil sie von Staatsreligionen dazu gezwungen werden, und wieder andere geben sich kühl als Agnostiker. Das Spektrum der Betrachtung ist groß, besonders natürlich im liberaleren abendländischen und im weltoffenen ostasiatischen Religions-Bewußtsein. Da wird es auch für Gott nicht leichter, sich im Dschungel der Glaubensirrtümer, ganz zu schweigen vom konkurrenzreichen
Witze und Witzchen über Religion und Glauben, Gläubige und Ungläubige, Seelenhirten und Schäfchen gibt es viele, Satire bietet sich angesichts des Dogmatismus vieler Glaubensrichtungen an. Kaum eine Religion kann mit soviel Herzlichkeit, Schalk und Selbstironie aufwarten wie das Judentum und wohl keine Religion zeigt sich so humorfrei wie der Islam, der Spötter sogar mit tödlichem Haß bis in ihre Häuser verfolgt, der Fall der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Tageszeitung "Jyllands-Posten" und ihrer Folgen spricht beredte Worte zum Thema. Worüber einige streiten mögen - auch Christen, aber die meisten herzlich lachen werden, sind die Cartoons des "Stern"-Zeichners Til Mette, die jetzt beim Lappan-Verlag unter dem Titel "Gott, oh Gott..." in einem handlichen Kompendium erschienen sind. Mette erweist sich mit seiner kritischen Bestandsaufnahme in Sachen Religion als trefflicher Beobachter von Zuständen und Befindlichkeiten, der kein Blatt vor den Mund und kein Löschpapier vor die Zeichenfeder nimmt. Das ist auch nötig,
auch und besonders wenn Puristen und Fundamentalisten in den wilden Schmähruf "Blasphemie!" ausbrechen. Aber was ist schon Blasphemie? Wer will das entscheiden. Til Mette bietet Hilfen zur Definition an. Siehe oben und siehe rechts.
Schon die Titelzeichnung des Bändchens ist ein Volltreffer, belegt sie doch die Einfalt des reinen Glaubens. Bisweilen geht es unter die Gürtellinie, was bitte wörtlich zunehmen ist, gelegentlich hat Mettes Satire Monty Python-Qualitäten, dann wieder treibt er mit Entsetzen Scherz, wenn er in "Neulich im Kino" einen allen gängigen Klischees entsprechenden wüsten Attentäter mit Sprengstoffgürtel in arabischer Sprache seinen Schlachruf "Allahu akbar"brüllen läßt, woraufhin ihn die anderen Kinobesucher lediglich zu mehr Ruhe mahnen: "Pssst". Klasse. Zu meinen Lieblingssstücken gehört fraglos auch die frische fromm fröhliche Übernahme islamischen Sprachschatzes, wie wir ihn von Karl May und seinen Morgendland-Fahrten kennen, in dem Cartoon "Angleichung der Kulturen" vorbildlich verbalisiert. Sie sehen das Exempel mit einigen anderen Beispielen weiter unten. Noch einer sei Ihnen ans Herz gelegt, bevor ich Sie nun der heiteren Betrachtung von Til Mettes vorzüglichen klerikalen (nicht anti-klerikalen, notabene) überlasse: die völlig unvoreingenommene Frage nach der Notwendigkeit einer neuen Religion. Voilá!
Besonders christliche Bigotterie, katholischer Klerus und die sogenannte Integrationsdebatte geben eben reichlich Stoff für Spitzen, Seitenhiebe und homerisches Gelächter. Kabarett und Karikatur haben das ja längst erkannt. Til Mette führt Religion da vor, wo die Sache im Argen liegt bzw. alles tut, um sich auch ohne fremdes Zutun dem Gelächter auszusetzen. Sich darüber zu amüsieren ist nahezu schon Bürgerpflicht. Und wer sich hier dem Lachen verweigert, macht sich verdächtig. Mir jedenfalls. Nehmen Sie Til Mettes "Gott, oh Gott..." als Leitfaden zur hand und lachen Sie über Religionen. Alle.
Til Mette - "Gott, oh Gott..."
2011 Lappan Verlag, 96 n.n. Seiten, gebundten, 16,7 cm x 17,2 cm
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