Ladyland
Zwei Klassiker(innen) in Bestform
Das Label Phoenix, dem wir in letzter Zeit einige herausragende Wiederveröffentlichungen aus der Jazzwelt zu verdanken haben - ich erinnere nur an das grandiose Album "Saxes Inc.", das ich Ihnen vor kurzem vorstellen konnte - hat wieder tief in die Schatzkiste gegriffen. Anita O´Day (1919-2006) und Julie London (1926-2000), zwei der größten Jazz- Sängerinnen der 50er/60er Jahre, wenn nicht sogar der Jazz-Geschichte, haben auf zahllosen Langspielplatten ein brillantes Œuvre hinterlassen. Und welcher Jazzfan erinnert sich nicht an den glamourösen Auftritt von Anita O´Day in "Jazz On A Summer´s Day" von Aram Avakian/ Bert Stern, dem wohl stimmungsvollsten Jazzfilm, der je über Leinwände flimmerte, und wer schwärmt nicht vonn Julie Londons Mitwirkung in dem Frank Tashlin-Streifen "The Girl Can´t Help It" und anderen Filmen? Was für eine Erscheinung! Die beiden waren wirkliche Ladies, große Damen mit Bühnenpräsenz und Stimmbändern, deren einzigartiger Klang bis auf den Tag nachschwingt.
Damit es so bleibt, hat Phoenix mit sicherer Hand die besten Alben der beiden herausgepickt und in hervorragender Qualität neu herausgegeben. Anita O´Days 1958er Alben "Sings The Winners" und "At Mister Kelly´s" sind mit insgesamt 23 Titeln und einer Spieldauer von mehr als 70 Minuten auf einer CD zusammengefaßt worden und präsentieren den einzigartigen Kick ihrer Stimme mit ewigen Klassikern wie "Take The A Train", "A Night In Tunesia", "Four Brothers", "My Funny Valentine" und "Tenderly". Wohl kaum eine Sängerin war so "sophisticated" wie sie. Als Instrumentalisten mit dabei ebenfalls Stars: Jack Sheldon (tp), Dick Nash (tb), Herbie Mann (ts, fl), Mel Lewis (dr), Benny Carter (as), Tony Rizzi (g) und Red Mitchell (b). Dieses Album hat alles, um zum ewigen Kanon des Jazz zu gehören und sollte in keiner Plattensammlung fehlen. Nicht anders verhält es sich mit der kompletten Zusammenstellung der beiden Alben Julie Londons aus den Jahren 1956 und 1958 "Julie Is Her Name", Vol I + II. Da läuft einem schon beim Lesen der Titel ein angenehmer Schauer den Rücken hinunter: "Cry Me A River", "I´m In The Mood For Love", "Blue Moon", "It´s The Talk Of The Town", "September In The Rain" und "How Deep Is The Ocean" - nur eine kleine Auswahl aus den insgesamt 34 Titeln und 79 Minuten Spieldauer. Julie London gehörte nicht nur durch ihr Timbre zu den erotischsten Frauen Hollywoods und der Jazz-Szene damals - das hört man noch heute, auch ohne ihre Auftritte in atemberaubenden Garderoben zu sehen. Auf "Julie Is Her Name" wird sie im intimen Rahmen von nur jeweils einem Gitarristen und einem Bassisten begleitet - die aber sind Hochkaräter wie sie selbt: Barney Kessel (g) / Ray Leatherwood (b) und Howard Roberts (g) / Red Mitchell (b), den sie auch als Begleiter von Anita O´Day hören können. Beide Alben sind Pflicht und werden von der Musenblätter-Redaktion mit dem Musenkuß belohnt. Weitere Informationen unter: www.in-akustik.com Hörproben: www.grooves-inc.de/h |