Die Abenteuer des Prinzen Achmed

Ein Film von Lotte Reiniger

von Frank Becker

© Lotte Reiniger/Christel Strobel
Die Abenteuer
des Prinzen Achmed
 
Bezaubernde Einheit
von Musik und Trickfilm
 
Das Familienkonzert der Bergischen Symphoniker am vergangenen Samstag und Sonntag wartete mit einem ganz besonderen Bonbon auf: zur Originalmusik von Wolfgang Zeller (1893-1967) zeigte Filmvorführer Dietmar Jakisch von der Filmrolle und in historischer Projektion den von 1923-1926 von Lotte Reiniger (1899-1981) konzipierten und gedrehten und 1989 vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt restaurierten Scherenschnittfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“.

Zum Inhalt (Quelle: www.lottereiniger.de): "Der Silhouettenfilm von Lotte Reiniger basiert auf den märchenhaften Motiven aus "1001 Nacht" und erzählt von der abenteuerlichen Reise des Prinzen

© Lotte Reiniger - Christel Strobel Agentur für Primrose Productions
Achmed, die am Hofe des großen Kalifen beginnt. Ein Fremder erscheint in der Stadt und stellt sein Wunderwerk vor: ein Pferd, das durch die Lüfte fliegen kann. Der Kalif möchte dieses Zauberpferd unbedingt besitzen! Als Gegengabe fordert der Zauberer die schöne Kalifentochter Dinarsade. Das erzürnt zwar Dinarsades Bruder Achmed, doch auch seine Neugier ist geweckt. So beginnt Prinz Achmeds abenteuerliche Reise...
Auf der Insel Wak-Wak trifft er die schöne Pari Banu, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. Inzwischen sinnt der Zauberer in der Stadt des Kalifen auf Rache, und schon bald gelingt es ihm ein zweites Mal, dem Prinzen übel mitzuspielen. Er raubt Pari Banu und Prinz Achmed findet sich in einer öden Gegend auf einem Felsen wieder. In dessen Inneren haust die Todfeindin des Zauberers, die gute Hexe von Flammenberg. Sie hilft dem tapferen Achmed, seine schöne Prinzessin wieder zu finden, doch das Glück ist nur kurz, denn die Dämonen der Insel Wak Wak holen sich ihre Herrin zurück. Nachdem die gute Hexe in einem atemberaubenden Kampf den bösen Zauberer besiegt hat, gelingt es Prinz Achmed mit Hilfe von Aladins Wunderlampe, seine geliebte Pari Banu aus den Fängen der wilden Dämonen zu befreien, und am Ende kann der trauernde Kalif seine Kinder überglücklich in die Arme schließen."
 

© Lotte Reiniger - Christel Strobel Agentur für Primrose Productions
Lotte Reinigers nach Motiven von „Tausendundeine Nacht“ aus fast 100.000 Einzelbildern ähnlich dem javanischen Silhouetten-Theater gedrehter Film ist ein Zeugnis früher Trick-Kunst und heute nicht weniger bezaubernd als 1926. Erzählt wird in filigran gearbeiteten, dekorativen Bildern mit delikaten Details und erläuternden Zwischentiteln das Märchen des orientalischen Prinzen Achmed, der als Beschützer seiner schönen Schwester Dinarsade vor einem bösen Zauberer in einen Strudel von aufregenden Abenteuern gerät. Auf einem Zauberpferd fliegt er über Kontinente, trifft auf Ungeheuer und Hexen, liebliche Mädchengestalten, eine Prinzessin, an die er sein Herz verliert – und auf den edlen Aladin, dessen Wunderlampe schließlich eine wichtige Rolle spielt.
Die dramatische Musik, die der Filmkomponist Wolfgang Zeller kongenial zu dem 65 Minuten langen Film, zum Kampf von Gut gegen Böse schrieb, wurde von den Bergischen Symphonikern unter der Stabführung von Helmut Imig sensibel, brillant und punktgenau umgesetzt, ein lupenreiner Genuß. Scherenschnittbilder und Musik öffneten den Blick in Kammern und Paläste, auf exotische

© Lotte Reiniger - Christel Strobel Agentur für Primrose Prod.
Landschaften, Bösewichter und zarte Frauengestalten. Einfach aber fesselnd sind die Ausdrucksmittel, die Lotte Reiniger wie z.B. bei den Metamorphosen der Zauberer und mit dem raschen Wechsel von Perspektiven sowie in den geradezu köstlichen Klischees von arabischen Edelleuten, Märchenprinzessinnen, asiatischen Potentaten und bösen Zauberern einsetzt. Es gibt in diesem dennoch familientauglichen Film viel Gewalt, Mord und Gruselelemente, aber auch fliegende Paläste, edle Gesinnung und natürlich saftige Erotik, wie es in Märchen aus Tausendundeiner Nacht eben so ist.
 
Bemerkenswert auch die Sicht auf den Islam, der 1926 aus der Fernsicht vom Okzident aufs Morgenland noch völlig unverkrampft und idealisiert gezeigt wird - der Islam erscheint als friedfertiger, dem Edlen und der Gerechtigkeit verpflichteter Glaube und die die vier Minarette des Schlußbildes von denen Muezzine zum Gebet rufen, symbolisieren geradezu beruhigend Frieden und Gerechtigkeit. Die tritt mit dem glücklichen Ende auch für alle ein. Der Zauberer unterliegt der guten Hexe und wird bestraft, der Kalif bekommt seinen verwunschenen Palast und seine Kinder zurück, zwei Paare finden sich, die Welt ist in Ordnung. Ein wunerschöner Film, zu dem wir die Empfehlung geben: Wo immer Sie ihn anschauen (und hören) können - nichts wie hin!


© Lotte Reiniger - Christel Strobel Agentur für Primrose Productions

Weitere Informationen unter: www.lottereiniger.de