My Favourite Songs
Geboren am 23. Dezember 1929 in Yale/Oklahoma, starb Chesney (Chet) Henry Baker, der vielleicht genialste, sicher jedoch lyrischste Jazz-Trompeter aller Zeiten am 13. Mai 1988 nach einem Sturz aus dem Fenster seines Hotels in Amsterdam. So endete das außergewöhnliche Leben Chet Bakers tragisch und einsam. Viel ist um sein Leben und seinen Tod geheimnist worden, Legenden wurden gesponnen und Fakten verklärt. Was bleibt, sind eine einzigartige Lebensgeschichte mit extremen Höhen und Tiefen, ein musikalisches Vermächtnis von enormer Größe und Bedeutung, die uneingeschränkte Beachtung und Anerkennung der Fachwelt – und die erklärte Liebe seiner Anhänger, die nach Millionen zählen.
Der Holländer Jeroen de Valk, ausgewiesener Kenner Chet Bakers, hat 1989 ein vorzüglich recherchiertes und fundiertes Buch über den Trompeter geschrieben, dessen musikalisches Markenzeichen durch die Jahrzehnte und ungezählte Interpretationen „My Funny Valentine“ von Rogers/Hart geworden war. Bis heute bringt man den Titel und den Musiker quasi als Synonyme zusammen. Für den Oreos Verlag und dessen engagierte, sehr griffige Reihe „Collection Jazz“ hat de Valk das Buch 1991 überarbeitet und ergänzt. Größe Chet Bakers ist Anlaß genug, dieses noch immer erhältliche Standardwerk in Erinnerung zu bringen.
In Interviews mit Musikerkollegen, Familienmitgliedern, Managern und Polizeibeamten hat de Valk ein nüchternes, von Geheimnissen entkleidetes Bild des begnadeten Trompeters und Flügelhornisten gezeichnet. Wie kein zweiter hat dieser mit seiner atemberaubenden Musik von den „West Coast Jam Sessions“ (1952) bis zu seinen letzten, in Deutschland eingespielten Alben mit der NDR-Big Band und dem Rundfunkorchester Hannover unter Dieter Glawischnig „My Favourite Songs“ + „Straight from the Heart“ (1987) Jazz-Geschichte geschrieben – und wie kein zweiter war er mit seinen Alkohol-, Drogen- und Sexexzessen ein gesellschaftlich nicht akzeptierter Aufreger. Genie und Extrem gingen Hand in Hand. Seine steile Karriere, bei der er allen internationalen Größen des Modern und Cool Jazz begegnete, die tiefen Abstürze durch Gefängnis-Haft, Drogenexzesse und Entzugs-Versuche, sein europäisches Zigeunertum seit 1978, das hochkarätige, aber auch einige minderwertige Schallplattenproduktionen hervor brachte, gaben immer wieder Stoff für Skandal-Reportagen und hingerissene Rezensionen.
Chet Baker hat sich rücksichtslos verbraucht und ausgebrannt, hat der Jazz-Welt aber Stücke und Alben hinterlassen, deren zeitlose Gültigkeit den Geschmack des Ewigen hat. Man sollte man sie wieder etwas mehr in den Vordergrund stellen. Rundfunksendern seien sie so dringend ans Herz gelegt, wie Jazzfreunden das Buch von Jeroen de Valk.
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Jeroen de Valk:
Chet Baker Collection Jazz im Oreos Verlag © 1991 215 Seiten mit vielen Fotos, guter Auswahldiskographie und Bibliographie Hardcover, 24,80 Euro ISBN 3-923657-34-X Weitere Informationen:
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