Groove und Poesie

Nils Wogram Nostalgia - "Sturm und Drang"

von Frank Becker/Red.
Posaunen-Poet

Die Produktivität des 38-jährige Posaunisten, Komponisten und Produzenten Nils Wogram ist bei gleichzeitig phantastischer Kreativität mehr als verblüffend. Gut zwei Dutzend Alben hat er seit seinem Debüt „New York Conversations“ im Jahr 1994 herausgebracht. Sein Trio Nostalgia ist dabei nur eines von derzeit vier Ensembles, denen er als Leader vorsteht, darunter die renommierten Root 70 und ein Septett aus Berliner Musikern. Daneben spielt auch als Gast in anderen Formationen, darunter bei Daniel Schläppi, Sebastian Gramss Underkarl und bei Anke Helfrich.
 
Zu seinem jüngsten Produkt mit Nostalgia sagt er: „Ich habe mich bekannter Grooves bedient und sie teilweise rhythmisch verändert, ohne ihnen ihren eigenen Charakter zu nehmen“. Das funktioniert. Acht der zehn Stücke hat er selbst komponiert. Beim Albumtitel „Sturm und Drang“ orientierte Wogram sich an der Definition des Internet-Lexikons Wikipedia: „Grundstein für die Überwindung der Vernunftherrschaft und eine Entfesselung des Gefühlsüberschwangs, der Fantasie und der Gemütskräfte als neue dichterische Grundhaltung". Genau so sehen Nostalgia ihre Intention.
Die zehn Titel auf „Sturm und Drang“ changieren zwischen Dancefloor und Chill-Out-Zone, zwischen DJ-Underground-Jazz-Set und Blue Lounge, zwischen urbanen Grooves und atmosphärischem Klang-Biotop. Es ist ein ungemein buntes, temperamentvolles Album geworden, das die in jüngster Zeit im Jazz wieder populär gewordene Hammondorgel ausgiebig featured. Wogram hat hier ein Trio zusammengeführt und verschmolzen, das auf Augenhöhe miteinander kommuniziert, äußerst spannende, mitreißende Musik macht und zum Träumen verführt.
 
Im zehnminütigen „Fundamentals“, einem musikalischen Geburtstagsgeschenk für die Mutter, nähert sich Wogram bewußt Miles Davis, dem Jazzgott der Melancholie. Die elegischen Momente von „Country Rain“ und „Thick Air“ (klingt die Posaune da nicht wie ein Digeridoo?) gehören für mich mit der brillanten Florian Ross-Komposition „Envelope“ zum Schönsten des Albums, mal abgesehen von dem phantastischen Opener „Funky Neighbourhood“, der unmittelbar in die Welt von „Nostalgia“ heinzieht. „Copenhagen“ ist dem Copenhagen Jazz Festival gewidmet, bei dem sich die dänische Hauptstadt in einen Schmelztiegel der Klänge und Kulturen verwandelt.
Nils Wogram hat sich für das Cover in der Manier von Carl Spitzwegs „Armer Poet“ ablichten lassen, weggedöst zwischen Flaschenbier, Fast Food und Notenblatt. Das ist kokett, denn ein Päuschen dieser Art gönnt sich Nils Wogram gewiß nicht. Aber ein Poet ist er schon.

Das Album wird ab 1. September zu haben sein - vormerken!

Beispielbild

Nils Wogram Nostalgia
Sturm und Drang

Nils Wogram - Posaune
Florian Ross - Hammondorgel
Dejan Terzic - Schlagzeug

(P) + © 2011 NWOG Records
Produziert von Nils Wogram

Titel:
1. Funky Neighbourhood  6:41
2. Fundamentals  10:29
3. Sturm und Drang  5:49
4. Country Rain  8:58
5. Now  6:10
6. Envelope  4:30
7. Thick Air  6:55
8. Copenhagen  5:50
9. Friday the 13th  6:34
10. Swing `em Home  5:03

Gesamtzeit:  1:06:05

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