West Side Story

Eine Filmlegende, die lebt

von Frank Becker
Cool

Wer "West Side Story" nicht im Kino oder wenigstens auf einem Breitbild-Fernsehschirm gesehen hat, wird kaum begreifen können, was dieser grandiose Film für das Lebensgefühl junger Menschen seiner Zeit bedeutet hat und für Cineasten bis heute bedeutet. 1962 Mit zehn Oscars ausgezeichnet gehört er zu den fünf höchstdekorierten Filmen aller Zeiten. Ein Musical wohlgemerkt - kein Action-, Effekt- oder Baller-Film. Auf der Basis von Leonard Bernsteins 1957 erfolgreich am Broadway gestartetem Musical gleichen Titels entwickelten Robert Wise und Jerome Robbins mit Ernest Lehmanns kongenialem Drehbuch den Film, der weltweit für Begeisterung, ausverkaufte Kino-Säle und Auszeichnungen sorgte. Daß Musical und Film wiederum den Grundgedanken von Shakespeares tragischer Liebesgeschichte "Romeo und Julia" verwendeten, ist landläufig bekannt.

Wie aber der Stoff in dem jetzt für die Zweitausendeins Edition vollständig restaurierten Film von Robert Wise umgesetzt wurde, ist nach wie vor sensationell. Phantastische Farben, pittoreske Drehorte, wundervolle Kostüme und vor allem die unerreicht gute Choreographie von Jerome Robbins zur eingängigen Musik von Leonard Bernstein sind auf höchstem Niveau zu einem Filmdokument für die Ewigkeit verschmolzen.
Nach einer rein graphisch unterlegten Ouvertüre von 4:35 Minuten beginnt der Film mit einem beeindruckenden Überflug über die Riesenstadt New York, der dort endet, wo die Geschichte des Films spielt, auf den eingezäunten Spielplätzen der ärmlichen, schmutzigen Wohnblocks zwischen der 8. und 10. Straße, den heruntergekommenen
Quartieren der Einwanderer im Süden Manhattans. Das berühmt gewordene Fingerschnippen am Anfang, das sich in "Cool" wiederholt, der Jet Song, der Mambo, gegen den alle späteren Tanzfilme blaß wirken, die Tiefgaragen- Szene "Cool" - eins wie das andere nur mit Superlativen zu beschreiben.

Die Art, in der Robert Wise den in brutalste Gewalt mündenden Konflikt zwischen zwei Jugendbanden der Italo-Amerikaner und Polen (Jets) um Tony/Riff und der neu-amerikanischen Puertoricaner um Bernardo (Sharks) gezeichnet hat, wie er die brodelnde Sommerhitze von New York als Mittel einsetzt, ist brillant. Auch die Besetzung kann heute, genau 50 Jahre danach, nur als perfekt bezeichnet werden. Wise und Robbins haben nicht nur talentierte junge Schauspieler gefunden, sondern dabei auch hervorragende Tänzer, wobei sich der fundamentale Unterschied zwischen der biederen deutschen Schauspielausbildung und die der amerikanischen Schulen zeigt. Dort nämlich gehören Tanz und Gesang zwingend dazu, um sich im Wettbewerb durchzusetzen.

Das macht aus den Songs und Tanznummern der West Side Story: Jet Song,  Mambo, Cool, America, Tonight, I Feel Pretty und Gee Officer Krupke (u.a.m.) in Kombination mit Kameraführung und Schnitt (Thomas Stanford) dieses unvergeßliche Erlebnis. Daß Zweitausendeins den Film in seine Edition aufgenommen hat ist nur logisch - und daß er in erstklassiger Qualität für ganze 7,99 € zu haben ist, ist nur ein Argument, ihn sofort in die eigene Film-Sammlung aufzunehmen.
Die West Side Story in dieser Fassung hat unsere Auszeichnung verdient: den Musenkuß.

Beispielbild

West Side Story

Ein Film von Robert Wise (Regie) und Jerome Robbins (Choreographie)
Drehbuch: Ernest Lehmann
Produktion: Robert Wise
Kamera: Daniel L. Fapp
Musik von Leonard Bernstein

© 1961 MGM
© 2010 Fox

Maria - Natalie Wood
Tony - Richard Beymer
Riff - Russ Tamblyn
Anita - Rita Moreno
Bernardo - George Chakiris
Action - Tony Mordente
A-Rab - David Winters
Lieutenant Schrank - Simon Oakland
Officer Krupke - William Bramley
Doe - Ned Glass
Baby John - Eliot Feld

Spieldauer:  2:25:35

Weitere Informationen unter:
www.zweitauseneins.de