Eene schöne Jroß ussem Urlaub

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Eene schöne Jroß ussem Urlaub
 
Also in der Fremde, ne, do is jo alles anders. Im Urlaub zum Beispiel. Für viele Menschen ist der Urlaub eine Umstellung, naja. Für den Rheinländer allerdings ist der Urlaub mehr. Er ist eine Herausforderung. Vor allem für andere. Rheinischer Urlaubs-Typ A: Alpen, Alm, Kuhgeläute, im Winter: "Jagertee". Ort der Handlung: ein "Auf-Der-Heide-Blüht-Ein-Kleines-Blümelein-Und-Das-Heißt-Zwo-Drei-Vier-Eee-deka" - Laden. Zwei Rheinländer im Adidas-Freizeit-Anzug (jo wat dann sons?Sinn jo Ferien, ne, wat soll ich mich do mim Jackett avplagen?) betreten den Älpler-Laden. Sie haben Hunger. "1 Pfund Schwarzbrot". "Jo, dös gibts net". "Wie: Kein Schwarzbrot?". "Jo, mir ham halt des Roggenbrot, dös is aa dunkel". "Mag ja sein, aber dat is Graubrot und kein Schwarzbrot". "Jo, nacha hättn mir no an Pumpernickl". "Nee, mag ich net, dann doch dat Roggen, ne, Liebelein? Und 200 Gramm frischen Holländer". "Jo was is nocha dös?"."Wie: Sie kennen kein frischen Holländer?". "Naa...". "Jo isset dann..." Und so weiter. Typ A trägt eben, könnte man sagen, die Heimat mit sich und erwartet deshalb, sie überall anzutreffen.
Typ B: Er ist entschlossen, die Fremde kennenzulernen, aber beileibe nicht um jeden Preis. Lago di Como. Campingplatz. Bella Italia. Sole. Pizza. Wat weiß ich. Ein Benz mit Anhänger schiebt sich auf den Campingplatz. Ein reichlich genährtes Paar aus Köln steigt aus, Mitte 50, Typ Metzger, so à la :"Dat Fett laß ich dran, dat es jot für die Verdauung!". Er stellt ihr, als erste Amtshandlung, ein Campingsesselchen auf: "Dä, Liebchen, hässet schon ma DU schön, ne" und macht sich am Anhänger zu schaffen, Marke: Hier ziehen und das Zelt baut sich ganz von selber auf. Aber: et klapp nit. Er zieht woanders: nüß. Er liest die Gebrauchsanweisung, zeiht nochens: och nüß. Langsam aber sicher verheddert er sich heillos in geheimnisvollen Schnüren, Ventilen, Laschen und Nippeln. Sie beobachtet derweil mit stoischer Ruhe seinen Charlie-Chaplin-Auftritt. Nach weiteren zwei Stunden ist er dem Infarkt nahe. fünf Schnüre in der Hand, zwei um den Hals, zwischen den Zähnen eine Reißleine und den Fuß auf einem zischenden Ventil: aber immer noch kein Zelt, das sich 'ganz von selber aufbaut'. Da platzt ihr schließlich der Kragen und sie sagt: "Kumm, Jupp, schmießens dä Driß in der Lago, mir jonn nohm Hotel!". Sprach's und verschwand. Und dieser Rheinländer ist mir der Liebste.
 
 
Also, in diesem Sinne, eene schöne Jroß ussem Urlaub
Ihr
Konrad Beikircher


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