Unter strahlendem Himmel

Das Bergische Puppenspiel- Festival in Lennep

von Frank Becker

Theatrium Bremen, "Socke" - Foto © Frank Becker
Unter strahlendem Himmel
ins Reich der Phantasie
 
Ein Traumtag für das Bergische
Puppenspiel-Festival in Lennep
 

Remscheid. Still, fast ausgestorben wirkten zeitweise die meisten der Sträßchen in der pittoresken Lenneper Altstadt am vergangenen Samstagnachmittag, über der sich an diesem letzten prallen Sommertag ein makellos blauer Himmel mit Wattewolken wölbte. Vor dem Rotationscafé saßen entspannte Flaneure, während die Hitze über den Gassen flirrte, durch die vom Marktplatz her plötzlich der Duft von frischen Waffeln, Kaffee und Bratwürsten zog. Eine Elterninitiative hatte dort zum Besten des Kindergartens Albrecht-Thaer-Straße eine appetitliche Gastronomie auch mit köstlichen selbstgebackenen Kuchen aufgebaut, um die Besucher des Bergischen Puppenspiel-Festivals zu versorgen.

Und genau das war das Geheimnis der stillen Gassen: in versteckten Winkeln wie dem Bongartzhof vor der Klosterkirche, an der Wetterauer Straße und dem Kirchplatz hinter der Stadtkirche, im kühlen Rotationstheater, im glutheißen, völlig überfüllten Saal des Röntgenmuseums, in der „Welle“ und am Kraspütt saßen sie, die sonst an einem schönen Tag die Cafés und Eis-Salons bevölkern,

Bernd Staklies, Pappmobil-Figurentheater - Foto © Frank Becker
überwiegend junge Eltern mit ihren meist kleinen Kindern – und schauten Puppenspielern zu, lauschen Märchenerzählern und ließen sich in das Reich der Phantasie entführen.
Wer sich den ganzen Nachmittag dafür Zeit genommen hatte und auch seine Kleinen bei der Stange halten konnte (das waren einige), hatte wahrlich die Gelegenheit einen Märchenschatz zu heben.

Bernd Staklies vom Pappmobil-Figurentheater aus Herne amüsierte nicht nur die geschickt eingebundenen Kinder mit seinen Hand- und Fingerpuppen und den Rheinischen Geschichten, die er mitgebracht hatte. Beinahe besonders die Erwachsenen hatten Vergnügen an seiner liebenswert-verbindlichen Art, in der er mit viel Witz (und Musik) z.B. das Märchen vom Schneider von Köln und den Heinzelmännchen erzählte.
Im Dunkel des Rotationstheaters, das seine Räume, seine Technik und die Energie kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, verzauberten Stella Jabben und Volker Schrills vom Theater Blaues Haus in Krefeld mit der leisen, in Bildern und Tönen poetischen Geschichte von Luna, einem kleinen Mädchen mit störrischen Zöpfen, das wie alle Kinder am Abend nicht schlafen will: „Noch eine Geschichte, bitte!“. Dann aber im Traum, fliegt sie über Länder und Meere, mit dem Mond als Freund und erlebt die kleinen Wunder der Nacht.

Ralf Kiekhöfer, Meller Töfte Theater - Foto © Frank Becker
Handfest hingegen die Eessydo, also die umgekehrte Odyssee, zu der Ralf Kiekhöfer vom Meller Töfte Theater einige seiner kleinen Gäste in „Bin gleich wieder da! Odysseus“ buchstäblich mitnahm. Da wurde auf dem Weg zu „Penny“ (Penelope) kräftig gerudert, zum Akkordeon gesungen und ansteckend gelacht. Das geschah auch und besonders herzhaft im Röntgen-Museum, wo das Theatrium Bremen mit dem durch viele Bücher von Nele Moost bekannten und beliebten frechen Raben „Socke“
und seinen Streichen und Widerworten die begeistert jubelnden Zuschauer unterhielt.

Allen gemeinsam war der fröhliche Spaß am Mittun oder Träumen - und den Erwachsenen das Geschenk des ungetrübten Vergnügens am fröhlichen Lachen der Kinder. Ein herrlicher Tag!