Von Lesern und Katzen
Was macht ein Heim erst gemütlich? Richtig: Bücherwände und ein Lesesessel in der richtigen Ecke. Eine unüberschaubare Zahl von Exlibris befaßt sich in logischer Konsequenz mit dem Leser, dem Lesen und dem Buch in all seinen Variationen. Der Phantasie bei der Gestaltung der Bucheignerzeichen und der verwendeten Techniken sind Künstlern und Besitzern dabei keine Grenzen gesetzt. Ob Buchdruck, Holz- oder Linolschnitt, Stahlstich oder Radierung, Lithographie, Kupferstich oder Heliogravüre - in Verbindung mit biographischen Hinweisen zum Eigner, mit redenden Exlibris zu Beruf, Steckenpferd, Themen wie Akt, Portrait oder Tod, alles ist möglich. Aus der schier unendlichen Menge hat Dörthe Emig-Herchen wie schon in den vergangenen Jahren für einen Wochenkalender 2012 eine Auswahl von 54 Motiven getroffen, die zu all den genannten Themen und Techniken Beispiele zeigt. Wir haben eine kleine Auswahl aus der Auswahl getroffen, um Ihnen anhand einiger Beispiele die Vielfalt und die Möglichkeiten zu zeigen. Ein herrlich humorvolles Exlibris hat z.B. der Bühnenbildner, Gebrauchs- und Werbegraphiker Emil Preetorius (1883-1973) für René Preetorius gestaltet: einen in eine heitere Lektüre vertieften altfränkischen Sonderling mit Kneifer, Zopf und Rüschenhemd - ein
Der tschechische Exlibris-Künstler Victor Fleissig (*1892) hat 1945 für Adolf Malý den lesenden Tod radiert, welcher beim Schein einer weit hinuntergebrannten Kerze in einem Folianten liest, dessen Deckel die Initialen des Eigners mit typographischen Hinweisen auf dessen Freimaurertum trägt. Ein memento mori. Sie wissen ja, was Theodor Fontane zum Ausleihen von Büchern sagt: "Bücher haben ein Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück." Zu diesem Thema haben einige Künstler Entwürfe/Blätter angefertigt. So auch ein Unbekannter, der für den Eigner Zoltán Szántó den Entleiher um Rückgabe bittet. Es wird nichts nützen. Wer hätte nicht schon die schmerzliche Erfahrung gemacht: Verliehene Bücher sind verlorene Bücher.
Wenn dann noch eine Katze ins Spiel kommt, die schnurrend dem Leser/der Leserin um die Beine streichend ihren eigenwilligen Charakter einbringt, ist das bibliophile (bibliomane?) Idyll komplett.
Weitere Informationen: www.haagundherchen.de (dort können Sie eine weitere kleine Auswahl von Miniaturen aus beiden Kalendern sehen)
Weitere Informationen unter: www.haagundherchen.de
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