Das bessere Leben

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Das bessere Leben
(und andere Erkenntnisse)

3. Oktober: Padermann saß mit Henriette in der Orangerie. Er lachte. „Ich finde es gar nicht so schlimm, daß Weihnachtsartikel schon im September verkauft werden. Ich feiere, zum Beispiel, im Oktober Weihnachten. Das nimmt den Druck aus den Feiertagen und im Dezember ballt sich nichts mehr so. In der Firma meines Nachbarn wird das Weihnachtsfest im Januar nachgeholt. Die Restaurants sind nicht überlaufen und die Weihnachtsdeko törnt nicht ab.“ Henriette war gerührt. „Ach“, seufzte sie, „wenn man doch ein Superheld wäre, dann könnte man ganz anders sein Leben genießen.“
 
5. Oktober: Jemanden, der „Franz“ heißt, kann man gut suchen. Man ruft einfach „Franz, Franz, Franz“, dann kommt immer einer und will es gewesen sein.
 
8. Oktober: Der Mann kam immer näher. Ich entdeckte ihn schon, da dachte er noch, man sähe ihn nicht. Er ging dann sehr schnell, als wenn er sich beobachtet glaubte. Er wollte so tun, als wäre er guter Dinge. Schade, dachte ich, bald wird er hier sein und will gelobt werden. Ach ginge er doch wieder und hinterließe keine Spuren. Es ist beeindruckend einen Mann kommen und gehen zu sehen, lästig ist nur sein Bleiben.
 
 

© Erwin Grosche - für die Musenblätter 2011