Maghrebinische Geschichten

Hadda Ouakki mit Liedern der marokkanischen Berber

von Frank Becker

Hadda Ouakki - Foto © Frank Becker
Maghrebinische Geschichten
 
Populäre Musik der marokkanischen
Berber beim Klangkosmos NRW
 
 
Die Nationen hielten sich beim Klangkosmos-Konzert am vergangenen Donnerstagabend im Oberen Foyer des Remscheider Teo Otto Theaters in etwa die Waage: viele, überwiegend fröhliche junge Gäste mit Wurzeln im Maghreb teilten sich den musikalischen Ausflug nach Nordafrika mit interessierten deutschen Konzertbesuchern. Hadda Ouakki aus Zentralmarokko brachte den einen die Klänge der Heimat, den anderen stieß sie dank „Klangkosmos“ ein weiteres Fenster zum besseren Verständnis fremder Kulturen auf.
 
Die Sängerin aus Zzawit n Ayt Ish´aq genießt nicht nur bei Marokkanern, sondern bei breiten Schichten nordafrikanischer Länder, in denen Berber leben, große Verehrung, gilt sie doch für viele Generationen als Idol der Musik ihrer Herzen, das war deutlich zu spüren und wurde durch ergebungsvolle Handküsse dokumentiert. Sie fühlte das wohl auch, denn die Altmeisterin des Berber-Gesangs wandte sich immer wieder mit freundlichen Worten und Gesten in der Landessprache an ihre Landsleute. Ein Vergleich zu unserem Kulturkreis ist schwer zu finden, denn das Archaische ihrer Lieder, die seit über 40 Jahren alle von ihr selbst und ihrem Gefährten Abdellah Zahraoui, der sie seit Jahrzehnten als Sänger und auf der Handtrommel Bendir begleitet geschrieben werden, kommt aus einer ganz anderen Welt. Hamid Chnani machte mit der viersaitigen Lotar (einem Zupfinstrument aus Erdnußholz) und der lotrecht auf dem Knie gespielten Violine das Ensemble komplett.
 
Sieben Stücke trug das Trio sitzend vor, auch die Sängerin (nur das letzte stehend), in denen es allein in vieren um die Liebe ging, die wohl in allen Kulturen alles bewegende Kraft, das rund um die Erde beherrschende Thema von Lied und Dichtung. Auf sich permanent wiederholenden Akkordfolgen baut „Mein Herz leidet“ auf, zu dessen Klage die weibliche Stimme hart und schneidend klingt, die

Hamid Chnani an der Lotar - Foto © Frank Becker
männliche hingegen eher moderat. Beeindruckend die Kraft der kleinen alten Dame mit Gesichtstätowierungen im roten, golddurchwirkten Kleid mit goldenem Gürtel und buntem Fransenkopftuch. Die Männer erschienen in der traditionellen hellen langen Djelläba mit weißen Schuhen und Beinkleidern.
„Weil ich an dich dachte, konnte ich nicht schlafen“ – ein weiteres Liebeslied, das ebenso heiter aufgenommen wurde wie „Herzensbrecher“ und „Ob es dich freut oder ob du traurig bist, ich bin sowieso weg“ zeugen von bodenständigem Sinn für Humor. Da hätte ein Erzähler heiterer blumenreicher Geschichten wie Gregor von Rezzori gut hineingepaßt. Ali Tirsi moderierte immerhin und übersetzte mit knappen Worten das Nötige. „Obwohl meine Eltern Berber sind, verstehe auch ich den komplizierten Dialekt nicht, in dem gesungen wird“, bekannte er lachend im Gespräch mit den Musenblättern.
 
Für europäische Ohren ist die vorgetragene Musik auch aufgrund ihrer ungewohnten Harmonien nicht unbedingt zugänglich, jedoch spürbar emotional. Die marokkanischen Besucher aber klatschten mit und zeigten durch Zurufe ihr Vergnügen. Am Ende taten einige beim letzten, einem Tanzstück auch aktiv mit.  
 
Weitere Informationen unter: www.klangkosmos-nrw.de