Rätselhafte Reise

Phishbacher - "Journey to Turtleland"

von Bernd Geisler

Cover © Dan Bachmann
Rätselhafte Reise
ins Schildkrötenland
Phishbacher - Journey to Turtleland
 
 
Rätsel sind angesagt bei diesem Album „Journey to Turtleland“ von Phishbacher. Um den Namen der Band zu verstehen, muß er gehört werden. Dann klingt’s wie „Fischbacher“ - und genau so heißt er auch, der Jazz-Pianist und Bandgründer Walter Fischbacher. Geboren in Österreich, lebt er nach seinem abgeschlossenen Studium - Klassisches Piano, Komposition und Jazz-Piano - seit 1994 in New York. Dort hat er in der Szene einen klangvollen Namen. Bei uns gibt’s noch Entwicklungsmöglichkeiten.
 
Ein Österreicher, der mit dem Keyboard im Jazz Furore macht - das hatten wir doch schon mal. Richtig: Joe Zawinul, Tastenmann bei Weather Report und Komponist solcher Dauerbrenner wie „Mercy, Mercy, Mercy“ und „Birdland“. Sehr oft stellt sich der weltweite Erfolg ein, kommt der Künstler mit seinem Werk um die richtige Ecke. Diese Ecke scheint Walter Fischbacher noch zu suchen. An der technischen musikalischen Finesse seines neuesten Albums „Journey to Turtleland“ wird es wohl nicht liegen. Dafür ist es einfach zu gut gemacht.
 
Zusammen mit Goran Vujic (bass) und Ulf Stricker (drums) liefert Fischbacher mit europäischer Gründlichkeit ein Fusion-Album ab, das Herz und Sinn gleichermaßen entzückt. Auf Track Drei, „Media Luna“, verstärken Pete McCann (guit) und Max Klaas (perc) die atmosphärische Dichte, im neunten Stück, „Froggy Style“, ist der Gitarrist Axel Fischbacher - die beiden Fischbachers sind nicht miteinander verwandt - zu hören. Letztenendes leben alle elf Stücke vom dynamisch-treibenden Spiel der tiefen Töne - Bass und Keyboard in gleichem Maße. Vom Bassisten Goran Vujic stammt auch sinnigerweise das Stück „Bass Killer“, alle anderen hat Walter Fischbacher geschrieben. Sein Keyboard-Spiel hat von jedem etwas, ohne im Einerlei zu versinken. Wunderschöne, beinahe lyrische Sequenzen wechseln sich zum abgezirkelten Zeitpunkt mit filigran-virtuosem Gedudel ab - die Band geht mit, und heraus kommt Musik zum Zuhören, zum Mitgehen, zum intellektuellen, verständnisreichen Kopfnicken, zum biegsamen Lächeln. Dabei gibt der Bass weitreichend den Rhythmus an, Drummer Stricker liefert dazu die notwendigen und markanten Akzente.
 
Zu allem paßt der samtige Rotwein genau so wie das herbe, allerdings gepflegte Pils. Wie bei den Getränken, schmeckt auch dieses Album am besten, wird es mit Aufmerksamkeit genossen. Damit’s nicht zum Mysterium wird.
Schwieriger als die Bedeutung des Bandnamens gestaltet sich die Lösung des Rätsels, das im kryptischen Titel „Reise ins Schildkrötenland“ (deutsch) verborgen ist. „Turtleland“ ist doch hoffentlich nicht eine mickrige Insel im „Birdland“? Noch schleierhafter ist das Cover: Irgendwer beamt ein Mädel in die Lüfte, und der Hund, dieser Köter, schaut einfach nur zu.
Hoffen wir, daß diese Rätsel zu einem guten Omen führen - dann findet sich ja vielleicht noch die richtige Ecke für ganz großes Glanz und Gloria.
 
Phishbacher - Journey to Turtleland
Walter Fischbacher (keys) - Goran Vujic (bass) - Ulf Stricker (drums)
feat: Pete McCann, guit (track 3) - Max Klaas, perc (track 3) - Axel Fischbacher, guit (track 9)
Titel:
1. Kyrillian Predator 2:45  - 2. Single B 6:03 - 3. Media Luna 5:59 - 4. Turtleland     6:55 - 5. Lulu's Revenge 8:48 - 6. Almost Number One 6:08 - 7. Undo This! 7:50 - 8. Bass Killer 8:29 - 9. Froggy Style 5:21 - 10. Timeless 7:24 - 11. EZ Breezie 8:37