Überhaupt nicht blöd

Elfriede Hammerl / Gerhard Haderer - "Meine Schwester ist blöd"

von Jürgen Kasten
Überhaupt nicht blöd
 
Die Autorin läßt ein Kind als Ich-Erzählerin auftreten. Wir erfahren nicht, wie alt es ist; aber daß es unbedingt einen Hund möchte. Das interessiert jedoch niemanden, denn alles in der Familie dreht  sich ums neue Butzi (Baby). Die ältere Schwester kümmert sich hingebungsvoll um dieses Baby - sie schleimt sich bei den Eltern ein, sagt die Erzählerin. Die Schwester ist blöd, sagt sie auch und überhaupt ist alles und jeder blöd. Die Helga-Oma und die Liesi-Oma unterstützen den Hundewunsch nicht, denn der wäre jetzt wirklich unpassend, versuchen sie zu erklären. Blöd sind die. Onkel Richard, der Lebensgefährte von Liesi-Oma sowieso. Er möchte nicht Opa genannt werden, das mache alt, sagt er.
 
Also muß das Mädchen sich selber helfen. Vor einem Supermarkt bindet sie einen kleinen Hund los und nimmt ihn mit. Damit ist die Hundebesitzerin natürlich nicht einverstanden. Sie redet ein ernstes Wort mit den Eltern. Blöd, das alles.
Elfriede Hammerl erzählt die Geschichte in Ichform so herzerfrischend in einer gar nicht kindverniedlichten Sprache, die sogar Erwachsenen großen Spaß bereitet. Treffsichere Dialoge setzt sie ein und schafft so ein realitätsgenaues Sprachbild ohne jeden Kitsch und kindlicher Verniedlichung.
 
Der Autorin steht Gerhard Haderer zur Seite. Von dem Zeichner kennt man hierzulande vor allem seine im „Stern“ erscheinenden Satiren, in denen er die Größen dieser Welt böse aufs Korn nimmt und seine in den Musenblättern besprochenen Jahrbücher. Im Gegensatz zu Elfriede Hammerl ist dies hier Haderers erstes Bilderbuch. Seine Zeichnungen machen es perfekt.
In der Fortsetzung der Geschichte erhält das Mädchen zum Geburtstag eine Menge Plüschhunde geschenkt. Ihre Enttäuschung über diese Geschenke wird noch gesteigert. Die Familie beschließt ein Haus am Stadtrand zu kaufen, im Grünen. Das Mädchen muß seine gewohnte Umgebung aufgeben, Abschied von Freundinnen nehmen. Da zeigt sich dann, daß ihre große Schwester die ganze Zeit über einen genialen Plan hatte. Die ist gar nicht blöd, die ist richtig schlau.
Ein Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Beispielbild

Elfriede Hammerl / Gerhard Haderer
Meine Schwester ist blöd
 
© 2011 Carl Ueberreuter Verlag, Wien
Hardcover, 80 Seiten, im Schuber
ISBN: 978-3-8000-5640-8
€ 15,95, sFr 24,50
 
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