Schafe der Welt erwacht!

Die Schlachtplatte mit der Jahres-Endabrechnung 2011

von Frank Becker
Schafe der Welt erwacht!
 
Die Schlachtplatte mit der Jahres-Endabrechnung 2011
 
Alljährlich einmal ziehen sie, wenn das neue Jahr noch jung ist und das alte abgestreift, durch die Lande, um in aller Schärfe und ohne Pardon abzurechnen: Achim Konejung, Robert Griess, Jens Neutag und Wolfgang Nitschke – die „Schlachtplatte“. Mit brillantem, klassischem Ensemble-Kabarett und vortrefflichen Solo-Nummern löcken sie wider den Stachel, posaunen aus, worüber andere nur flüstern und stellen mutig bloß, was sich unter dem Mantel oder Turban der Scheinheiligkeit versteckt. So auch jüngst in der Kattwinkelschen Fabrik in Wermelskirchen.
 
Zu Chopins Trauermarsch und unter der Guy Fawkes-Maske der 2011 hoffnungsvoll ausgerufenen, doch kläglich ausgehebelten Occupy-Bewegung marschieren sie auf und verlesen die Namen der Toten des Jahres: Osama bin Laden, Loriot, Muammar al-Gaddafi, Steve Jobs, Kim Jong Il, Johannes Heesters, Vaclav Havel, Amy Winehouse. Kein Grund zum Lachen, aber ein guter Grund zum Nachdenken über die Vanitas. Was erwartet uns 2012? Das Weltende zum Beispiel, am 21. Dezember, zumindest nach dem Kalender der Maya – nein, nein, nicht der Biene.
 
Und dann geht es mit beißendem Spott und herrlichem Schmäh ordentlich über jene her, die sich 2011 in grenzenloser Hybris unsere Volksvertreter nannten und (nur zum Teil) noch immer nennen: „Hat sich in sechs Jahren Merkel („Wenn morgens früh die Sonne lacht, das hat die Kanzlerin gemacht“), der späten Rache Honeckers an der BRD, etwas verändert? Aber ja, vergleichen Sie nur mal die Bilder der Lady Gaga aus der Uckermark!“ Der Schwindel-Doktor von und zu Guttenberg, die abgestürzte Lichtgestalt der CSU wird mit bitterem Hohn nur gestreift, allerdings mit einem Schuß großen Kalibers: „Aufgeblasenes Arschgesicht!“. Starker Tobak, bei dem mancher im Saal scharf die Luft einzieht.
Befreiendes Lachen aber begleitet die ausgiebige Behandlung der Affäre Wulff (gibt ja auch eine Menge her), als Wolfgang Nitschke dessen Bild hinter reflektierendem Glas herumzeigt und zu auf Halbmast gesetzter Bundesflagge bemerkt: „Wenn er blendet, müssen Sie es sagen!“ Soll Wulff gehen? Ach was, meint Nitschke, „Ich sag mal so: von mir aus kann er sich `nen Knopf an die Backe nähen und daran drehen, bis WDR 4 kommt.“
 
Auch Robert Griess als eloquenter Köln-Prolet hat natürlich Wulff drauf, indem er nach seiner Abrechnung mit Öko-Tussis und Klapp-Karibik, auch Münz-Malle genannt, das Schloß Bellevue nicht unpassend die Wulffs-Schanze nennt, und Jens Neutag hat in seiner Che-Guevara-Nummer für Wulff „sprechende Spanplatte“ und „willenlose Handpuppe der Finanzwirtschaft“ im Repertoire. Wie in diesem Zusammenhang die Namen Wulff, Putin, Schröder („Fieberzäpfchen in die Anus von Wladimir Putin“), Maschmeyer und Riester verflochten sind, wird mit harten Fakten offengelegt und läßt frösteln. „Sie wollen die Welt retten, aber wir müssen sie selber retten, denn wir sind 99 %.“ Notwendige Worte. Allerdings läßt sich eine politische Botschaft äußerst komisch auch ohne Worte vermitteln, wie Achim Konejung mit vielsagender Mimik und zögerlichem Spiel des Sirtaki von Mikis Theodorakis auf dem Klavier beweist - das Ensemble gibt eine kleine Tanzeinlage dazu.
 
Gemeinsam mit dem Publikum sorgt das Schlachtplatten-Ensemble zum Rhythmus von „We will rock you“ in seinem Gesundheitsprogramm für warme Hände - auch bei der charmanten Sitznachbarin Yvonne S. aus dem Weltdorf Buchholzen, die nicht nur kam, weil zu Hause die Heizung ausgefallen war und die Programm wie Ensemble höchstes Lob zollte. Wenn dann Wolfgang Nitschke - nach der Präsentation des Tyrannen- und des Seuchen-Quartetts - anhand des „Großen Kölner Buchs der Religionen“ über die rund 100 religiösen Vereine der Domstadt (Vorwort Jürgen Rüttgers) den Hirnriß der Mormonen und ihres selbsternannten Propheten Joseph Smith aufdröselt, mischt sich ins Lachen auch ungläubiges Staunen. Wie blöd können Menschen sein? Schafe der Welt erwacht! Apropos: Im Sommer 2011 wurde Sila Sahin nach Öznur Asrav das zweite türkische Playmate im beliebten Hochglanz-Männermagazin „Playboy“ – „und Allah sah, daß es gut war.“ Übrigens: wußten Sie, daß der Ausblick aus dem Sehschlitz eines Leopard-Panzers exakt dem aus einer Burka entspricht?

Weitere Informationen unter: www.schlacht-platte.de