Er meint´s doch nur gut

Matthias Egersdörfer - "mündlich" und "Ich mein´s doch nur gut!"

von Frank Becker

Nögeln als höhere Kunst


         

Matthias Egersdörfer & Heinrich Filsner
mündlich

1 Der z´rissne Kiedl
2 Chinesisches Menü
3 Short Song
4 Navigationssystem
5 Kleiderschrank
6 Langeweile
7 Fanny Power
8 Gramp
9 Reichen Hall
10 Essen
11 Qualm aff´m Weiher
12 Auf einer bayerischen Bank

77 Minuten fränkisches Kabarett mit Musik
 
Matthias Egersdörfer
Ich mein ´s doch nur gut!"

1 Königsberger Klopse 6:04
2 Volksschule 11:17
3 Strumpfhose 3:58
4 Kirche 9:48
5 Beschwerde 12:31
6 Thunfisch 9:15
7 Brezelmann 6:28
8 Gundel 11:00

71 Minuten fränkisches Kabarett


Wer diesem sozial möglicherweise etwas vierschrötigen, aber doch im Grunde liebenswerten Herrn unterstellt, er sei eigentlich doch ein Ekelpaket - liegt damit vielleicht gar nicht so ganz falsch. Bei Matthias Egersdörfer, Jahrgang 1969, ist von alledem etwas drin. Ein ewiger Grantler ist er, dabei ein haarscharfer Beobachter gesellschaftlicher Zustände, ein kritischer Fragesteller und zugleich ein Kotzbrocken, ein Riesenarschloch und doch wiederum ein Sensibelchen. Man möchte ihn nicht unbedingt zum Streitgegenüber, schon gar nicht zum Feind haben - aber wer Freunde wie ihn hat, braucht eigentlich ohnehin keine Feinde. Wie es einem Misanthropen wie Egersdörfer gebührt, zieht er gnadenlos runter und über alles her, läßt aber gelegentlich den Philantropen aufblitzen - was nicht bedeuten soll, daß er einer sei. Denn jeden Hoffnungsschimmer auf ein Aufleuchten von Menschenliebe macht er konsequent mit der nächsten wüsten Verbal-Attacke zunichte.

Das Beste daran ist, daß es dem Hörer einer Egersdörfer-CD einen Heidenspaß bereitet, am Lautsprecher dabei zu sein. Da möchte man nämlich nicht beim Live-Auftritt im Publikum in der ersten Reihe sitzen. Die verspritzte Galle könnte noch im unmittelbaren Umfeld zu Verätzungen führen. Ich höre mir Egersdörfers Kabarett-Programme am liebsten beim Fahren auf der Autobahn an, wenn um mich herum der blanke Wahnsinn der PS-Protze und automobilen Arschlöcher tobt. Egersdörfer hilft. Mit ihm bin ich dem tobendem Motor-Mob gewachsen, er macht mich mit seinen wilden Ausfällen gelassen und stark gegen die Dummen. Er betreibt das Nörgeln auf einer höheren Ebene.
Und an Heinrich Filsner als wuchtigen Begleiter und Signalgeber auf der Tuba könnte man sich glatt gewöhnen, aber der ist nur bei dem Album "mündlich" dabei.

Genau wie ich wird sich ein gewisses Generationen-Spektrum in Matthias Egersdörfers analytischer Selbstbespiegelung wiederfinden - ich sag nur "Strumpfhose", während vermutlich jeder bei den Stichworten "Chinesisches Menü", "Navigationssystem" oder "Thunfisch" das weite Spektrum des teuflischen Alltags vor sich sieht, vor dem Verstand und Geduld scheitern müssen. Egersdörfer hat aber neben der Gabe des Nörgelns noch etwas ganz besonderes: Er kann sich beim Ereifern in wunderbar spinnerte Märchen verstricken, deren bildhafte Ausschmückung nichts zu wünschen übrig läßt. Wenn man dann vielleicht beginnt, die Realität zu vergessen, selbst in diese völlig verrückten Geschichten einzutauchen, hat er uns genau da, wo er uns haben will - denn jetzt ist der Moment, brutal die Hintertür zur Realität aufzureißen und uns wieder in die ekelhafte Welt zu schubsen, an der er so leidet. Da leiden wir gerne mit. Unbedingt mal anhören!

Weitere Informationen:  www.kunstmann.de  und  www.egers.de