Lyrik und Explosion

Peter Brötzmann und Wolfgang Schmidtke im Nachtfoyer

von Frank Becker

Foto © Frank Becker

Lyrik und Explosion

Vor einer Woche zog ein Jazz-Ereignis von höchster Rarität Heerscharen von Musikfreunden in das völlig verkommene Foyer des Schauspielhauses Wuppertal, das einst eine Perle deutscher Theater-Architektur gewesen ist. Seit die Lokalpolitik nichts mehr tut, um das schöne Haus in seinem Bestand zu erhalten - oder sollte man sagen: alles tut, um es nicht zu erhalten, verfallen Gebäude und Umgebung zusehends, können nur noch Künstler mit Engagement und Energie dafür sorgen, daß wenigstens den Vorräumen gelegentlich für kleine Theaterproduktionen und Jazz-Konzerte Leben eingehaucht wird.

Nun kann man beim oben erwähnten Jazz-Ereignis zwar nicht von "Hauch" sprechen, aber grandios war es allemal. Die Saxophonisten Peter Brötzmann und Wolfgang Schmidtke trafen sich auf dem schmucklosen Podium des Foyers zu einem Freejazz-Abend, wie ihn Wuppertal und damit zugleich die  Freejazz-Szene seit dem Zusammentreffen Brötzmanns mit Willem Breuker (1944-2010) im "Nachtfoyer" an gleicher Stelle vor 10 Jahren nicht erlebt hat. Schon damals, noch unter der Wuppertaler Intendanz von Holk Freytag, war Wolfgang Schmidtke Organisator dieser einzigartigen Konzertreihe. Jetzt verhalfen er und Peter Brötzmann ihr zu einem neuen Höhepunkt.
Die über 150 Zuhörer, unter ihnen auch Holk Freytag, die zum Teil stehend dem außergewöhnlichen Konzert folgten - ausreichend Stühle konnten in der Eile nicht herangeschafft werden - erlebten neben einer überraschend lyrischen Seite Brötzmanns und dem überbordenden Temperament Schmidtkes mit dem musikalischen Sprengstoff, den die beiden besitzen, auch die erwarteten und erwünschten Klangexplosionen. Es war das kongeniale Miteinander zweier großartiger Musiker, die sich und ihrem begeisterten Publikum in Solo und Duett, mit Klarinetten, Baßklarinetten, Sopran-, Alt- und Tenorsaxophonen nichts schuldig blieben.

Sehen Sie hier ein paar Impressionen dieses sicher in die Geschichte des Freejazz eingehenden klangvollen Abends.


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