„Das Kabarett findet draußen statt“

Sebastian Pufpaff mit seinem Programm "Warum!"

von Frank Becker
„Das Kabarett
findet draußen statt“
 
Sebastian Pufpaff
und der alltägliche Kram
 
Ein schlanker jüngerer Herr Mitte 30, im dezenten dunklen Business-Anzug, das façon geschnittene Haar korrekt gescheitelt, das Gesicht offen, stahlblau der Blick, betritt, so scheint es, ein wenig abwartend die Bühne. Er trägt zum Anzug schwarz- weiße Turnschuhe. Ein Hinweis auf seine Grundeinstellung oder nur ein Gag? Man kennt ihn noch nicht so recht, deshalb ist der Begrüßungsapplaus in der Remscheider Klosterkirche zurückhaltend. Man wird ihn aber schnell kennenlernen – und man wird ihn mögen. Sebastian Pufpaff inszeniert seinen Auftritt, lockert sein Publikum, bringt es zu ersten Ovationen. Schließlich ist er ein ausgefuchster Profi, der jahrelang als Teleshopping-Moderator und Kommunikationstrainer Erfahrung im Verführen seiner Zuseher sammeln konnte und das Handwerk des Kabarettisten u.a. bei Bill Mockridge gelernt hat. Der Prix Pantheon 2010 ist die bisherige Krönung seiner kabarettistischen Laufbahn.
 
Quasi zum Aufwärmen und Anfreunden macht er in seinem aktuellen Programm "Warum!" erst mal ein Viertelstündchen Späße mit seinem Namen, der ihn seit Geburt vor gewisse Probleme stellt, zugegeben, ein ergiebiges Feld für Witzeleien. Zugleich mit wachem Blick und gesundem Mißtrauen beobachtet der scharfe Spötter seine, unsere Umwelt – und ist immer wieder verblüfft. Ernsthaft heiter hadert er mit den Begleiterscheinungen des ganz normalen Alltags, denn „das Kabarett findet draußen statt“. Er amüsiert mit Beispielen, mit denen jeder im Saal seine Erfahrung hat: dem blaugelben schwedischen Möbelhaus mit Ballparadies zum Abstellen für lästige Kinder – „Man muß da ein Pfand hinterlegen, damit die sicher sind, dass man die Kleinen auch wieder abholt!“ - und mit den Köttbullar (was für eine Botschaft in dem Wort steckt),  mit Tankstellen-Toiletten die Radkappen als Schlüsselanhänger haben, Tauben, die unsere Städte vollscheißen und der multimedialen Flut, die ein wirkliches Leben beinahe unmöglich macht.
 
Da ist dann zwar nicht jeder Gag immer ganz neu, aber auch die Second-Hand-Pointen sitzen bei ihm. Sebastian Pufpaff ist nämlich ein ausgesprochen sympathischer Mann, der blendend ankommt und auch mal mit dem Publikum lacht, z.B. über den Vorschlag aus der ersten Reihe, seine eben geborene Tochter doch „Piff“ zu nennen. Hat was. Doch er geht ganz wie nebenbei auch ernste Themen an. „Demenz. Ein brisantes Thema? Macht nichts, haben Sie gleich wieder vergessen.“ Oder wie titelte ein Artikel: „Demenz – vergessen Sie alles bisher Gehörte.“
Daß sein Neffe aus der Kirche ausgetreten ist, sieht er ganz nüchtern als Pfarrerflucht, und in der Fettleibigkeit Jugendlicher sieht er sogar einen Vorteil: „Ein 180 kg schwerer Amokläufer kommt nicht weit!“ Überhaupt, die Jugend – an deren Intelligenz und Lebensart hat er ernsthafte Zweifel: „Die scheitern doch schon am Schraubverschluß ihrer Alcopops. Wenn ich mir Mädchen ansehe, die mit ihrem Gürtel als Kleidungsstück das Haus verlassen – da geht doch manche 6. Klasse als Straßenstrich durch!“ 
Und dann noch das allgegenwärtige Problem mit den deutschen Service-Kräften: „Kennen Sie das: Sie kommen in einen Laden – und wusch! sind alle Service-Spezialkräfte weg. Wie das Fett im Spülwasser, wenn man einen Tropfen Pril hineingibt.“ Wo ein amerikanischer Verkäufer fragt, was man für einen tun könne, kann man von der Bäckerei-Verkäuferin beim Morgengruß zum Betreten des Ladens durchaus mal harsch angefahren werden. „Sie sind noch nicht dran!“ Wer kennt das nicht?


Foto: Agentur www.zweir.de

Wie alt werden wir noch? Wo geht die Reise hin? Pufpaff berührt mit seinen Fragen das Philosophische. „Gehen Sie hinaus, verändern Sie die Welt!“. Sebastian Pufpaffs Empfehlung kann man sich getrost zu Herzen nehmen.
 
Weitere Informationen: www.pufpaff.de