Der Biker ist die Bockwurst
unter den Menschen Gut, daß es Wiglaf Droste gibt. Er versöhnt den an der Welt Leidenden mit dem Leben, indem er dummer Politik, schlechten Sängern, blöden Sprachgewohnheiten, unverständigen Sicherheitsbeauftragten und schwatzhaften Gastgebern auf den Pelz rückt. Den macht er ihnen ordentlich naß. Denn wo gerügt wird, fallen deutliche Worte, und wenn man Droste zuhört, weiß man: jetzt kommt die Welt wieder in Ordnung. Genau jetzt. Zumindest verbal. Für diesen Moment. Droste rückt Dinge, Umstände und Menschen an den Platz zurück, der ihnen bestimmt ist, den sie oft mutwillig und mit Hybris verlassen haben. Zwar sind die Betroffenen oft und gewiß anderer Meinung - aber im Unrecht. Es ist eben wie es ist, und es sind Binsenweisheiten: Bauknecht weiß, was Frauen wünschen, und Droste weiß, wo Bartel den Most holt. Daß er dabei mit voller Absicht diesem oder jener gediegen auf die Füße tritt, vor schmerzlichen Wahrheiten keineswegs haltmacht und sich mutig dem Irrenden in den Weg stellt, hebt des Lesers, in diesem Fall Hörers Mut zum entschlossenen eigenen Widerstand.
In 13 Kapitelchen erzählt Wiglaf Droste in diesem Hörbuch was er „am Nebentisch belauscht“ hat. Es ist wie stets ein Vergnügen, dem süffisanten Spötter, dem brillanten Gesellschaftskritiker, dem hoffentlich nächsten Träger des Peter-Hille-Literaturpreises zu lauschen, denn keiner liest Droste besser als Droste. Ob er sich gegen jene wendet, die aus dem freundlichen, ja lebensfrohen Radeln schönerer Zeiten das monströse „Biken“, gemacht haben oder jene selbsternannten Weinkenner, die messianisch ausziehen, ihren Mitmenschen Belehrungen darüber zu erteilen, was ihnen beim Genusse eines edlen Tröpfchens zu frommen habe. Daß er, Droste, den verewigten Bully Buhlan eindeutig als Interpreten einer deutschen Fassung von „Chattanooga Choo-Choo“ über den knödelnden Udo Lindenberg stellt, ist ihm hoch anzurechnen und bringt uns gänzlich auf seine Seite. Auch die Abrechnung mit gewissen tanz-taumelnden Frauenbewegten, die ordentlich einen an der Waffel haben, tumben vorschriftgebundenen Flugkontrolleuren, die ein Glas Honig zur „gefährlichen Flüssigkeit“ erklären, mit Bofrost-Gläubigen und paketbeschließenden Poltikern amüsiert uns, sind wir all jenen doch stets, immerdar und täglich ausgeliefert. Wiglaf Drostes Einspruch hilft. Bis zum nächsten Hirnriß.
Wiglaf Droste liest: „Am Nebentisch belauscht“
© 2009 Antje Kunstmann Verlag
Eine Stunde 15 Minuten
Weitere Informationen: www.kunstmann.de und www.tiamat.de
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