Stimmbandakrobaten

A capella der etwas anderen Art mit SLIXS

von Frank Becker

Foto: SLIXS

Stimmbandakrobaten mit der Lizenz zum Unterhalten
 
A capella der etwas anderen Art mit SLIXS
 
 
Erkältet? Macht nichts. SLIXS kann auch Husten, Röcheln und Niesen in Harmonien kleiden und mit Hilfe des Mikrofons zu Musik ummünzen. Die vom „Vocal Virus“ befallenene sechsköpfige Berliner A-cappella-Gruppe (Katharina Debus, Thomas Piontek, Michael Eimann, Konrad Zeiner, Gregorio D'Clouet Hernández, Karsten Müller) entfesselt mit Beat und Percussion, mit Schnalz- und Klicklauten, im Chorus und Solo, ja sogar mit Maschinen- und Dschungelgeräuschen ganz großen Sound.
Die eine Dame und die fünf Herren des Sextetts nennen das, was sie tun „Vokal Bastard“, darunter verstehe ein jeder, was er mag. De facto aber ist es A cappella auf allerhöchstem Niveau, so hoch angesetzt, daß sie sich ohne Verlegenheit mit legendären Gruppen des Genres wie den Four Freshmen, den Hi-Lo´s und Gene Puerlings unerreichten Singers Unlimited (das ist schon eine Weile her) sowie den zeitgenössischen Kollegen von Take 6 vergleichen können. In Ideenreichtum und Bühnen-Inszenierung dürften SLIXS mit ihrer überwältigenden stimmlichen Vielfalt derzeit ganz oben auf der Leiter ihrer Disziplin stehen.
 
Aus dem Raunen und Gemurmel virtueller Sprachen öffnen sich wie zarte Blumen die Harmonien eines traumschönen Songs, Lippen formen zu englischen und französischen Klängen Blechbläser und Percussion, und zwei menschliche Roboter geben zu Maschinengeräuschen einen humorvollen Pas de deux. Während im Hintergrund Lichteffekte für dezente optische Untermalung sorgen, die z.B. Herbstlaub nach oben fällt läßt, wachsen mit den Harmonie von sechs hervorragenden Stimmen aus Dschungelgeräuschen eines tropischen Regenwaldes die verschlungenen Lianen eines so noch nie gehörten Chorus unbekannter Stimmlagen.
Ein Wort-loses, aber Klang-reiches Stück im Volkslied-Ton mendelt sich in deutlicher Anlehnung an die auch später noch einmal zitierten Swingle Singers der 60er-Jahre zu zierlichen barocken Harmonien, und wenn ein Staubsauger sich in ein Solo von Gregorio D'Clouet Hernández drängelt, stört das nicht einmal. SLIXS kann einfach alles.
Die stimmgewaltige perfekte Inszenierung des brillanten Ensembles, das jede Sprache schön klingen läßt, auch die, die keine ist, schenkt dem Publikum einen sinnlichen, berauschenden, ja rauschhaften Abend.  
 
Weitere Informationen:  http://www.slixs.info/