Die Liebe ist das Maß der Dinge

Ein Portrait des Bildhauers Peter Hohberger

von Frank Becker

Peter Hohberger - Foto © Frank Becker
Peter Hohberger - Bildhauer

Die Liebe
ist das Maß der Dinge






Ein Multitalent


Ein Multitalent ist der Bildhauer, Maler und Schauspieler Peter Hohberger, der inmitten einer sehr erfolgreichen Bühnenkarrie­re beschloß, die Schauspielerei zu Gunsten der bildhauerischen Gestaltung zurückzustellen. Hohberger, Jahrgang 1939, in erster Karriere als Schauspieler an Bühnen


Foto © Frank Becker
in ganz Deutschland und der Schweiz gefragt, der unter Regisseuren wie Meyer-Oertel, Verhoeven, Heyme, Reible und Reitz und mit Kollegen wie Franz Schafheitlin, Eva-Maria Meinecke, Gertrud Kückelmann, Walter Giller, Heidi Stroh und Günter Lamprecht gespielt hat, hat sich in den letzten Jahren fast gänzlich der Bild­hauerei zugewandt. Seit langem lebt und arbeitet er in Wuppertal. Manchmal folgt er ab und an zwischendurch auch wieder dem Ruf der ersten großen Liebe, der Thalia, und er läßt sich zu einem Gastspiel oder einer Filmrolle überreden. Seine Berufung aber hat er in der Bildhauerei gefunden und verwirklicht. Er macht kein Aufhebens um sich und verdient umso mehr Beachtung.


Die Anfänge


In Schlesien geboren und nach erster Kindheit in Karlsbad kam Hohberger durch die Vertreibung aus der Heimat 1946 nach München. Weil nach der Schule ein “Brotberuf" her musste, wurde der von der Kunst faszinierte junge Mann zunächst Tapezie­rer und Dekorateur. Aber schon 1958 nahm er bei Otto Wernicke den Schauspielunterricht auf, legte 1962 die Prüfung ab und bekam seinen ersten Vertrag beim Bayerischen Staatsschauspiel in München. Immer stärker jedoch zog ihn das Modellieren an, er un­ternahm Studienreisen zu antiken Stätten und ließ sich von Hermann Isenmann, Arno Breker und Augusto Murer unterweisen. Gleichzeitig  schöpfte Hohberger als Autodidakt  aus seinem natürlichen Talent zur Malerei - hervorragende Naturstudien und Seestücke in Acryl und Öl überzeugen.


Die Sprache der Stille


Torso - Foto © Frank Becker

Liebe ist bei Peter Hohberger das Maß der Dinge. So wie er es als Liebe empfindet, von der Schönheit gefesselt zu werden, dem Faszinierenden in Linie, Schwingung zu verfallen und auch die inwendige Musik mit Liebe erklärt, ist auch seine künstlerische In­tention.
Die Sprache, die Hohberger dabei benutzt, ist die der Stille. Be­trachtet man Skulpturen wie die "Ariadne" oder den "Torso", findet diese Stille Eingang in den Schauen­den. Die Anmut und Harmonie seiner Arbeiten, die in der drang­vollen Enge seines winzigen Ateliers in Hahnenfurt bei Wuppertal entstehen, leugnet die Vorbilder nicht: Auguste Rodin, Aristide Maillol und ganz wichtig Arno Breker, der ihn nicht nur persönlich unterwiesen, sondern Hand mit angelegt hat, nennt Peter Hoh­berger in einem Zuge mit den Meistern des alten Griechenland als Schrittgeber.


Ein Spiegel der Wirklichkeit


Die abfällig gemeinte Bemerkung irgendwann: "Das ist ja nur eine Kopie der Natur!" empfindet er als großes Kompliment - denn die Natur ist perfekt, der Anspruch folglich hoch. Erzwungene Modernismen lehnt er ab. Die Inspiration nimmt Peter Hohberger aus der Schönheit, der Ästhetik der Natur und des menschlichen Körpers. Seine Akte sind von großer Intimität, die Portraitbüsten voller Ausdruck, Blu­menreliefs und abstrakte Arbeiten von unerhörtem Reiz. Der Dalai Lama lächelt milde und bronzene Boxer lassen ihre Muskeln spielen. Sein Atelier ist Rückzugsort und Refugium für Hohberger, der für sein ästhetisches Ideal lebt, wobei er die


Karl Otto Mühl - Foto © Frank Becker
künstlerische Unabhängigkeit über den kommerziel­len Erfolg stellt.



Hohe Anforderungen - erfüllt


Die Anforderungen, die der Zweifler an sich selber hat, sind kräftezehrend und energiespendend zugleich. Sei­ne Arbeiten sind in Galerien und Museen in Deutschland, Italien, Frankreich und den USA vertreten, so dem "Museum Europäische Kunst“ in Nör­venich, dem  "Museum of European Art“ in Clarence/New York, dem „Museo Augusto Murer“ in Falcade/Dolomiti und der Galerie Thuillier in Paris. Zuletzt wurde Peter Hohberger mit einer Arbeit zum "Salon d´Automne" (Herbstsalon) 2006 nach Paris eingeladen. Auch Privatsammler schätzen die Stücke, die in kleiner Auflage als Marmor- oder Bronzeguss entstehen. Neben Akten von zeitloser Schönheit stehen Portraitbüsten, erfüllt von Leben - der Dalai Lama und der Dramatiker Karl Otto Mühl z.B. haben ihre Portraits goutiert, wird berichtet - und ab­strakte Formen, an Erscheinungen der Natur wie Wind oder Flam­men orientiert. Für den Herbst sind Ausstellungen in Frankreich und Italien geplant.

Kontakt: lange.wtal@freenet.de oder Tel. 0202-763061


Ariadne - Foto © Frank Becker