Nun feiert mal schön

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Nun feiert mal schön
 
Also, man sagt dem Rheinland ja immer nach, es nutze jede sich bietende Gelegenheit, um zu feiern, also um nicht arbeiten zu müssen. Während am Rosenmontag z.B. der Rest der Republik unter den Lasten eines ganz normalen Werktages stöhnt, dreht der Rheinländer Däumchen und feiert, bis der Asphalt kocht. Nun muß man sich ja fragen: ist nicht-arbeiten schon feiern? Also zum Beispiel, 3. Oktober, neuer deutscher Feiertag, wird natürlich nicht gearbeitet. Wurde aber deshalb im Rheinland schon gefeiert? Der Anlaß, der zu feiern ist, ist ja nicht ganz unumstritten, oder sagen wir besser so: das, was daraus geworden ist, stößt schon mal hier und da - und in Bonn ganz speziell - auf Kritik. Bei dem Gelärme, wat die in dem Berlin veranstaltet haben, könnt man „der“ Feiertag jlatt für eine rein innerberlinische Anjelejenheit halten. Hat der Rheinländer aber deshalb weniger gefeiert als an anderen Tagen? NEIN!
Und dat is ja dat Schöne: der Rheinländer kann eben differenzieren. Er hat den Anlaß zur Kenntnis genommen und den Feiertag als solchen auf das Schärfste begrüßt. Und zwar im Sinne einer Annäherung an andere Bundesländer, denn: der Rheinländer hat immer noch nicht verwunden, daß der Bayer zwei Feiertage mehr in seinem Kalender stehen hat, und zwar offiziell: Heilige Drei Könige und Mariä Himmelfahrt. Der Rosenmontag ist da schon ein Schritt der Annäherung. Und daß jetzt der 17. Juni bundesweit als Feiertag gestrichen ist, gibt Anlaß zur Hoffnung, denn: dieser 17. Juni könnte ja fürderhin im Rheinland als Tag der Republik Freies Rheinland gelten, ist diese doch am 17. Juni 1991 in Bonn feierlichst proklamiert worden! An den 17. Juni als Feiertag hat man sich nämlich in den letzten Jahren gewöhnt, dat is irjendswie im Blut, ne, und nichts läßt sich der Rheinländer weniger gerne wegnehmen als einen Feiertag. Also dann: bis zum nächsten Feiertag.


In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
                                                                        
 

© 2012 Konrad Beikircher für die Musenblätter - Redaktion: Frank Becker