Hannes Wader wird 70

Der große deutsche Barde hat heute Geburtstag

von Andreas Rehnolt/Bec.

© Philips - Archiv Musenblätter
Immer in der Schlacht
um den Frieden
 
Liedermacher Hannes Wader
wird heute 70 Jahre
 
Bielefeld - Mit unverbindlichen Kneipen- und Liebessongs fing er an. Inzwischen hat Hannes Wader, der heute, am 23. Juni, 70 Jahre alt wird, Hunderte von Liedern geschrieben und noch mehr gesungen. Viele von ihnen sind Kult, wie etwa „Heute hier, morgen dort“, „Aufgewachsen auf dem Lande“, „Ich hatte mit noch so viel vorgenommen“, „Monika“, Viel zu schade für mich" oder „Unterwegs nach Süden“ und „Gut, wieder hier zu sein“, ein Lied für Freunde, das bei kaum einem seiner Auftritte fehlen darf.
Der Sänger und Liedermacher gehörte zur Szene um die ersten deutschen Open-Air-Festivals auf Burg Waldeck in den 60er Jahren. Die Festivals im Hunsrück hatten großen Einfluß auf die deutsche Folkgeschichte. Und sie bedeuteten den Karrierestart von Kabarettisten wie Hanns Dieter Hüsch und Matthias Beltz, und eben Sängern wie Reinhard Mey, Franz-Josef Degenhardt, Schobert & Black und Hannes Wader. 50 Jahre später steht Wader nach wie vor auf der Bühne. Am 16. Juni begann in Frankfurt seine aktuelle Tournee.

Geboren wurde er 1942 in Bethel bei Bielefeld, wuchs als Arbeiterkind „zwischen Kartoffeln und

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Blumenkohl“ auf dem Land auf und lernte das Saitenspiel im Mandolinenorchester der örtlichen SPD. Nach einer Lehre als Dekorateur in einem Schuhgeschäft wurde er mit 20 entlassen – unter anderem wegen „Streitsucht und Musizierens während der Arbeitszeit“, wie es hieß.
Als Dichter, Komponist und Gitarren-Artist begeistert er seit mehr als 40 Jahren seine Fans, die mit ihm älter geworden sind. Für seinen Erfolg bürgt auch, daß der Liedermacher sich über die Jahre treu geblieben ist: ehrlich und knorrig, sozialkritisch und sozialromantisch, antifaschistisch und antiautoritär. Mehr als zehn Jahre lang war er Mitglied der DKP. Musikkritiker haben ihn wegen seiner Poesie, seiner Ausdruckskraft und unbeirrbar klaren Linie gar mit Bob Dylan verglichen.

Er zog mit den „Moorsoldaten“, trauerte um „Mamita Mia“, gab die „Schlacht um den Frieden“ niemals verloren, führte den „König von Preußen“ als üblen Soldatenschinder vor, sang „Sag mir, wo die Blumen sind“, war in der „Schlacht um den Frieden“ und hinterfragte in „Vaters Land“ kritisch Vaterlandsliebe und Patriotismus. Mit seinen Liedern will er emotionale Aufmerksamkeit und Anteilnahme erregen, fern von Anbiederung und sentimentaler Gefühlsduselei.

Für seinen Erfolg steht sicherlich auch, daß der Liedermacher sich selbst über die Jahre hinweg treu geblieben ist, sich nicht angepaßt hat und als ehrlich und knorrig, sozialkritisch und sozialromantisch, antifaschistisch und antiautoritär glaubwürdig daherkommt. Als Mensch und als Sänger. Musikkritiker haben den Barden wegen seiner Poesie, seiner Ausdruckskraft und unbeirrbar klaren Linie vor

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Jahren mal mit Bob Dylan verglichen.
Im Laufe seines bisherigen Liedermacher-Lebens hat er alte Bauern- und Volkslieder gesungen, Revolutionslieder der 1848er Revolution, Arbeiterlieder und Shanties, Lieder des antifaschistischen Widerstands, plattdeutsche Lieder. Und er hat auch Texte anderer gesungen, etwa von Brecht, Joan Baez, Georges Brassens, Carl Michael Bellman oder eben Bob Dylan. Bislang dürfte er etwa 35 Alben veröffentlicht haben.
 
Aus Anlaß des 70. Geburtstages strahlt das SWR-Fernsehen am Montag, 25. Juni um 23.30 Uhr den Film "Wader-Wecker-Vater-Land" aus. Zudem gibt es unter dem Titel „Heute hier, morgen dort“ eine Art Hommage-CD für Hannes Wader, auf der 14 verschiedene Künstler und Bands auf ganz unterschiedliche Weise je einen Song des Liedermachers interpretieren. Und noch eine Ehrung steht an. Wader erhält am 1. Juli-Wochenende in Rudolstadt einen der diesjährigen Weltmusikpreise "RUTH" für sein Lebenswerk.
Als einer der ersten habe er alten, plattdeutschen Liedern neues Leben eingehaucht und sie „dem drohenden Vergessen entrissen, später sogar Eichendorff und Schubert gesungen“, befand die Jury. Seit dem 16. Juni bis zum 20. November steht der Barde während seiner Sommer-Herbst-Tournee auch wieder auf der Bühne. In NRW ist er im Oktober in Bielefeld, Aachen, Dortmund und Neukirchen-Vlyn, im November in Bonn zu erleben.
 
Redaktion: Frank Becker