Mit Pepa lächeln
"Tatar mit Veilchen" -
ein wunderbarer Schelmenroman Pepa, ein junger Bursche, Tscheche mit deutschem Opa, möchte, um seiner Angebeteten Hanka gut zu sein, in Deutschland zu Geld kommen, damit er ihr einen Laden finanzieren kann. Das will er mit Hilfe von Opas erhalten gebliebenem SS-Ausweis bewerkstelligen, mit dessen Hilfe er sich eine verspätete Wiedergutmachung oder irgend so was durch den deutschen Staat verspricht. Zumindest meinen seine Freunde Jarek, Pitschus, Guma und Slimak, daß das geht. Also ab nach München. Nun ist Pepa kein „bèherdlicher Idiot“ wie weiland sein böhmischer Landsmann, der Schwejk Josef. Neinnein, Pepa ist ein kluges Bürschchen, mit einem Philosophiestudium im Rücken und sehr soliden Ansichten vom Leben. Daher versucht er nach ersten gescheiterten Anläufen mit dem Ausweis, sich sein Geld ehrlich, wenn auch nicht legal zu erarbeiten: Kloputzer, Hilfskellner, Geschirrspüler, Tischabräumer in Münchner Biergärten – aber das bringt nichts ein. Nur Scherereien. Als ihm ein Job als Au-pair-Mädchen bei der vegetarischen Graphikerin Paula angeboten wird, die mit ihren Söhnen Bertie und Luk und ihrem alten Vater Winnetou lebt, greift Pepa zu und findet eine etwas schräge Welt, in der er sich sehr wohl fühlt.
Ebenso liebenswert wie urkomisch, nie katastrophal, doch stets turbulent, dabei von unerhört sympathischer Ausstrahlung entwickelt sich Konecnys äußerst kluger und heiterer Roman „Tatar mit Veilchen“, der mit Vorurteilen jongliert (und nicht nur mit denen) und aufräumt, die scheinintelligente Schickeria auflaufen läßt und seine intellektuellen Höhen so unauffällig plaziert, daß man es genüßlich und mit leisem Schmunzeln notiert. Von Kapitelchen zu Kapitelchen zieht man den freundlichen Pepa, der immer lächelt, weil er gar nicht anders kann, mehr ans Herz. Pepa ist ein Mensch mit kleinen Schwächen, einfach und direkt,
Nur wenigen ist gegeben, was Jaromir Konecny einsetzen kann, um seinen köstlichen Roman „Tatar mit Veilchen“ zu einem unvergeßlichen Lesevergnügen zu machen: Humor, Menschenliebe, Ironie, Witz, nicht zuletzt alltagstaugliche Philosophie und ein seltenes Talent zu fabulieren, gerne auch mal mit deftiger Sprache. Ein wenig Simplicissimus Teutsch lugt aus den Zeilen, ein bißchen vom Eichendorffschen Taugenichts schwingt mit, durchaus auch Züge des reinen Toren Parzival. Das große Vorbild aber ist unüberhörbar – wer käme bei der Lektüre nicht allzu bald auf den Gedanken – Jaroslav Haseks Josef Schwejk. Ein Schelmenroman in allerbester tschechischer Tradition ist dieses herrliche Buch geworden, gewachsen auf dem von Hasek fruchtbar bereiteten Boden. Und gut wird es ausgehen, auf seine Weise – wie, wird hier aber nicht verraten. Jaromir Konecny hat mit seinem Pepa eine intellektuelle Variante des Schwejk für das 21. Jahrhundert aus der Taufe gehoben und ihm Figuren an die Seite gestellt, die wie er unsere Liebe verdienen: seine Oma, Winnetou, den Taoisten, Paula, Hanka und einige andere. Dafür gebührt Konecny mit einem Lachtränchen im Augenwinkel unser Dank und unsere Auszeichnung: der Musenkuß. Eines der schönsten Bücher, die mir seit Jahren begegnet sind.
Noch eine Bitte, Herr Konecny: lesen Sie mehr der Geschichten um Pepa vor - für ein weiteres Hörbuch.
Jaromir Konecny – "Tatar mit Veilchen" - Roman © 2011 Voland & Quist, 185 Seiten, Klappenbroschur + CD mit vier Hörproben, gelesen vom Autor (42:24 Min.) - € 15,90 Weitere Informationen: www.voland-quist.de
*) Der Autor und die Personen, dieses anonym im World Wide Web kursierenden Fotos konnten trotz aller Bemühungen von uns nicht ermittelt werden. Da es aber perfekt zum Kapitel "Heute oben ohne" paßt, veröffentlichen wir es mit der Bitte an evtl. Rechteinhaber, sich bei uns zu melden. |