Der Maler Emil Schumacher wäre
am 29. August 100 Jahre alt geworden Der in Hagen geborene Künstler gilt als wichtiger Mitbegründer
der abstrakten Kunst in Deutschland
Von Andreas Rehnolt
Dazu gehören europäische Maler wie Pierre Soulages, Wols, Lucio Fontana oder Antoni Tàpies, aber auch einige große Maler des amerikanischen Abstrakten Expressionismus wie Robert Motherwell, Jackson Pollock oder Franz Kline. In präzisen Gegenüberstellungen vermitteln etwa 60 meist großformatige Werke aus der Zeit zwischen 1950 und 1980 eine Kraft des malerischen Ausdrucks, mit der jeder dieser Maler seine ganz persönliche Dynamik, Radikalität und Bestimmtheit ins Bild bringt. Für Schumacher bedeutete jedes Bild ein unvorhersehbares Wagnis. „Meine Malerei ist nichts weiter als eine Form von gesteigertem Leben“, sagte der 1912 geborene Maler einmal über seine Kunst.
Als international erfolgreicher Maler und Graphiker lieferte Schumacher einen bedeutenden Beitrag zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Mitbegründer der abstrakten Kunst in Deutschland und als Vertreter des Informel. Mit 20 Jahren besuchte er zunächst die Kunstgewerbeschule in Dortmund. Mit Beginn der Machtergreifung der Nationalsozialisten durfte er wegen des Vorwurfs des Kulturbolschewismus nicht mehr künstlerisch arbeiten. Den Zweiten Weltkrieg überlebte der Maler als technischer Zeichner in einem Rüstungsbetrieb.
Nach einer von den Kriegen des 20. Jahrhunderts geprägten Kindheit und Jugend schuf Schumacher in sieben Jahrzehnten ein vielfältiges Werk. Bis ins hohe Alter war er künstlerisch aktiv und entwickelte seine Malerei weiter. Am 29. August 2009 eröffnete die Stadt Hagen ihrem Sohn und Ehrenbürger in einem eigens errichteten Neubau das Emil Schumacher Museum. Das Haus bietet auf zwei Etagen Raum für wechselnde Ausstellungen, die dem Werk des Künstlers gewidmet sind. Schumacher entwickelte seinen Stil seit Ende der 1940er Jahre zunächst hin zur Abstraktion des so genannten Informel der 1950er Jahre.
Seine Arbeiten zeichnen sich durch experimentellen Umgang mit Farbe und Material sowie die Verbindung von Abstraktion und Gegenständlichkeit aus. Neben der Malerei hat sich Schumacher insbesondere mit der Grafik - zumeist in der Technik der Radierung befaßt und zahlreiche Mappen und bibliophile Editionen mit Originalgrafiken geschaffen. Im Umfeld der Künstlergruppe „junger westen“, die Schumacher 1948 zusammen mit Künstlern wie u.a. Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen, Thomas Grochowiak, HAP Grieshaber, Georg Meistermann, Hann Trier, Fritz Winter, Hubert Berke, Willi Deutzmann oder Gustav Deppe gründete, zeichnete er unter anderem für die Programmhefte der Ruhrfestspiele in Recklinghausen.
In seinen Illustrationen für Literatur, Märchen und Theater zeigte der Künstler seine ausgeprägten künstlerischen Fähigkeiten. Liebevoll interpretierte er etwa 1948 das Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“ der Brüder Grimm im Kölner Wienand Verlag. Rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Malers hat der Verlag das Märchen samt den 17 farbigen und 2 schwarz-weißen Bildern Schumachers als Neuveröffentlichung heraus gebracht. Es ist unter der ISBN: 978-3-86832-091-6 für 14,80 Euro im Buchhandel erhältlich.
Durch die Einbeziehung von Materialien wie Blei, Asphalt, Sisal, Sand, Schnüren und Papier oder die Behandlung der Maloberfläche mit Hammerschlägen entwickelte Schumacher seine Bilder zu Objekten zwischen Malerei und Relief. Der Düsseldorfer Galerist Hans Strelow, der mit Schumacher jahrzehntelang eng befreundet war, nannte den Maler einmal einen „einzigartigen Künstler mit singulärem Werk und einen wunderbaren, humorvollen Menschen - eine Ausnahmeerscheinung“. Schumacher wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem August Macke-Preis und dem Rubens-Preis der Stadt Siegen.
Das Museum Küppersmühle in Duisburg hat dem Maler seit dem Frühjahr dieses Jahres einen festen Ausstellungsraum gewidmet. Der neu gestaltete „Emil-Schumacher-Saal“ im Museum am Innenhafen zeigt fünf Gemälde. Museumsdirektor Walter Smerling erklärte bei der Eröffnung, die im ersten Moment so dunkel wirkenden Bilder könnten „Räume öffnen oder verengen“. Je länger man auf sie schaue, umso farbiger und intensiver erschienen die Arbeiten, so Smerling damals.
Internet: www.esmh.de
Redaktion: Frank Becker
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