50 Jahre „pardon“...

...sind keine Entschuldigung für Langeweile

von Andreas Greve
50 Jahre „pardon“...
...sind keine Entschuldigung für Langeweile

Vor 30 Jahren verschied das deutsche Satire-Magazin
 
Die Ankündigung des Literaturhauses Hamburg lautete etwa so: Der 50. Geburtstag der Satirezeitschrift „pardon” ist ein würdiger Anlaß zum Feiern – und zum Rückblick auf eine große Epoche der deutschen Medien- und Humorgeschichte. Die bedeutendsten deutschen Satiriker trugen zum Ruhme dieses Magazins bei und revolutionierten das bundesdeutsche Humorverständnis: Robert Gernhardt, F. W. Bernstein, Friedrich Karl Waechter und viele andere.
Im Toten Salon werden F. W. Bernstein und der einstige stellvertretende Chefredakteur von „pardon”, Gerhard Kromschröder, die Erinnerung aufleben lassen und sich den Fragen der Gastgeber Gerhard Henschel und Rayk Wieland stellen.

Hier nun der ernüchternde Bericht, respektiv die Anamnese unseres Kultur-Korrespondenten Greve:
 
TOTER SALON
EHRT DIE pardon
 
Ach die sittenlose Presse!
Tut sie nicht in früher Stund
All die sündlichen Exesse
schon den Bürgersleuten kund?!*
 
Das „pardon“ stand nur im Titel,
im Blatt selbst ging´s frech zur Sache
(zeitgleich mit so manchem Beatle), -
Motto: kämpfe, bumse, lache!
 
Onkel Erich** war der Pate,
als vor nunmehr 50 Jahren,
gegen Geld, Macht und Ornate
Buben schwer satirisch waren:
 
Zweimal Fritz und einmal Gernhardt,
frisch entfleucht der Germanistik,
Nikel: Boss und Chef: der Gerhard,
anarchistisch, lustig, listig.
 
Doch, wie´s ist mit Heldentaten,
auch an ihnen nagt die Zeit,
halb erdichtet, halb erraten,
Spielball der Vergeßlichkeit.
 
30 Jahre sind vergangen,
Waechter, Gernhardt sind verschieden,
Rest-Fritz auch gut abgehangen,
Promi Kromi sucht nur Frieden.
 
Sanft entgleitet den Heroen
Zugriff, Spannung, roter Faden.
Der Humor scheint ganz entflohen,
langsam geht der Abend baden.
 
Was begann als Diashow,
(d. h.: voll im Risiko!!!)
endete im irgendwo.
Dies ist keine kühne These,
sondern schlicht die Anamnese***

*Wilhelm Busch

**Erich Kästner
***Andreas Greve