Die Weltformel

Max Bronski - "Der Tod bin ich"

von Frank Becker

Die Weltformel
 
Max Bronski - „Der Tod bin ich
Ein Agentenroman
 
Der Name des Münchner Erfolgsautors Max Bronski ist ein Pseudonym, für das der Antje Kunstmann Verlag jetzt eine deutlich auf –ky getrimmte Biographie benutzt: „Max Bronski wurde 1964 in München geboren und ist Autor von Kriminalromanen. Er studierte Theologie und Musikwissenschaften und beschäftigt sich seit langem mit den Erkenntnissen der theoretischen Physik. Er lebt in München.“ Glauben wir nicht. München schon.
Von viel geheimnisvollem Nebel umwabert wird auch das jüngste Buch Bronskis, der Science- und Agenten-Thriller „Der Tod bin ich“, in dem es um nicht weniger als die Entdeckung der von allen Staaten und Geheimdiensten der Erde gejagten „Weltformel“ geht. An der arbeitet (nicht nur) der einst aus der DDR geflohene und in der Schweiz untergekommene Physiker Oftenhain, der von den Amerikanern mit Karriere-Versprechungen angeworben unter dem Decknamen „Boy Scout“ - und von den Russen in Straßburg entführt und mit dem Druckmittel seines in der DDR inhaftierten Vaters erpreßt - widerwillig für beide Seiten arbeitet.
 
In einigen großen Zeitsprüngen über mehrere Jahrzehnte (Forschung dauert) und mit sich raumgreifend eitel ergehenden physikalischen Grundsatzvorträgen erzählt der Roman, gelegentlich auch etwas kryptisch, die Geschichte der tödlichen Begierde nach dem Schlüssel der Welt und der Skrupellosigkeit von Regierungen und Geheimdiensten. Manchmal, wenn die alte Agenten-Garde der verschiedenen Seiten aufmarschiert, glaubt man sich eingetaucht in Brian Garfields Roman „Hopscotch“ (1975), dann scheint wieder Graham Greenes „Ministry of Fear“ Pate gestanden zu haben. Ein Roman, kein Thriller, als den der Verlag ihn bezeichnet, wenn es auch einige tote Agenten, Wissenschaftler und Zeitzeugen gibt. Gut erzählt ist das Buch allemal, die teils kantigen Charaktere sind ausgefeilt, die gelegentliche subtile Erotik wirkt nicht aufdringlich, die Seelenpein des Ich-Protagonisten wird greifbar.
 
Sprachlich ist das auf einer ganz anderen Ebene, als man sie von Max Bronski aus seinen bisherigen (Kriminal-)Romanen kennt. Fast möchte man glauben, daß hier ein anderer Autor am Werk war. Den Biß von Bronskis genialem Erstling „Sister Sox“ vermißt man hingegen durchweg.
Seine Weitschweifigkeit verführt zu einem Zitat aus John Steinbecks „Sweet Thursday“: „Ein Autor darf lange Landschaftsbeschreibungen geben, aber in gesonderten Kapiteln, die man überspringen kann.“ Die 398 teils äußerst langatmigen, selbstverliebten Seiten hätt´s nicht gebraucht. Die eigentlich gute Story von Crime und Suspense leidet unter dem
neuerdings bei Unterhaltungsromanen, vor allem solchen skandinavischen Thriller-Zuschnitts, modern gewordenen Hang zur selbstverliebten Epik, die mit Literatur verwechselt wird. Will sagen: manchmal ist weniger mehr. Die Beschreibung der astronoimischen Uhr des Straßburger Münsters allerdings ist ein Genuß. „Der Tod bin ich“ ist ab heute lieferbar.
 
 
Max Bronski – „Der Tod bin ich“ (Roman)
© 2012 Antje Kunstmann Verlag, 398 Seiten, Klappenbroschur - ISBN 978-3-88897-778-7
16,95 €