Wann, wenn nicht am Weltfrauentag: Brüste

Paula Lambert / Helmut Ziegler - „Brüste. Das Buch“

von Frank Becker

Brüste. Das Buch
 
„Ich werde wahnsinnig, wenn ich einen weiblichen Busen sehe.“
(Hermann Hesse)
 
Augen geradeaus!
 
Wohin schauen Männer zuerst, wenn ihnen eine Frau begegnet? Woran denken Männer besonders gerne, entspannt oder unter Stress, wenn sie gelegentlich tatsächlich mal zufällig denken sollten? Weshalb kaufen Männer Playboy, Penthouse oder Lui? Und was bringt ihre Lebensgeister und den Kreislauf auf Trab? Jaja, na klar, der erste Blick gilt den Augen. Selbstverständlich denken sie in den entscheidenden Momenten an Familie und Firma. Und die Hochglanz-Männerzeitschriften kaufen sie natürlich ausschließlich wegen der Interviews und der Artikel über Literatur und Sportwagen. Huch – da ist ja ein ausfaltbares Blatt mit einer üppigen Nackten in der Mitte des Heftes. Das hab ich nicht gewußt! Auf Trab bringen sie sich und die Blutzirkulation durch Sport, wie sonst?
Ha! Alles Lüge! Männer schauen auf Brüste, denken an Brüste, lieben Brüste, assoziieren Brüste, wo immer es sich anbietet. Immer. Na gut: manchmal auch an Beine. Und Pos. Und … – ach sie wissen schon. Und es trifft alle Männer, vom Kfz.-Schlosser bis zum Innenarchitekten, vom Mönch bis zum Soldaten und Bankberater. Pinups mit Busen aller Körbchengrößen kleben an Werkstatt- und Kasernenspinden. Pinups schmücken Illustrierten-Titel, Postkarten, Krawatten, Kaffeebecher und Kalender.
 
Brüste für alle, denn Brüste machen das Leben schön
 
Die Münchner Journalistin Paula Lambert hat mit Hilfe ihres Kollegen Helmut Ziegler ein

Christian Schad, Halbakt 1929 (Detail) - Foto © Frank Becker
hervorragendes Buch über das Thema herausgegeben und es konsequenterweise schlicht „Brüste. Das Buch“ genannt. Ein ganz wunderbares Buch, das auch dem und jener Brüste, Busen, Möpse, Titten griffig nahe bringt, der sich bislang beharrlich geweigert hat, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Und wann als am Weltfrauentag wäre der passendste Zeitpunkt, ein solch anregendes Buch vorzustellen. Ebenso konsequent und gradlinig leitet die höchst attraktive Autorin das epochale Werk mit der Geschichte ihrer eigenen Brüste ein. Das tut sie eloquent, humorvoll und durchaus abgeklärt, erzählt vom ersten BH, von BRAVO und Körbchengrößen, vor denen Jungs und Männer in Ehrfurcht erstarren. „Das ist das Tolle an Männern. Wenn es um Sex geht, sind sie immer noch 11-Jährige. Ganz egal, wie alt sie sind.“  
Opulent (sic!) illustriert, und aufwendig gestaltet ist „Brüste. Das Buch“ ein künftiges Standardwerk, das sicher nicht alle, aber doch eine Vielzahl von Fragen zum Thema beantwortet. „Auch die, die man vielleicht nie hatte“, sagt der Klappentext.
 
Literatur und Kunst
 

Dessous-Werbung 1965
In vier selbstverständlich streng sachlich geordneten und ausgearbeiteten Teilen werden wissenschaftliche Aspekte der Brust (Anatomie, Milchproduktion, Krebs), ihr Einfluß auf die Politik (Brüste, die die Welt erschüttern: Ursula Seppel, Angela Merkels Nippelgate, Baby burn your bra), die Ver- und Enthüllung über die Kunst der Dessous, sowie Brüste in Literatur, Film und Kunst (Malerei von Courbet bis Lichtenstein, Glamour-Fotografie, Plattencover u.a.m.) mit umfangreichem, teils großformatigem Bildmaterial (glauben sie mir: ein unerschöpfliches Thema) abgehandelt. Ein kurzweiliger alphabetisch geordneter Anhang mit allerlei Fakten, Zitaten, „Stellen“ und Klatschgeschichten rundet dieses ebenso wie seinen Gegenstand unverzichtbare Buch. Interessant: Wer das Wort „Brüste“ bei Google eingibt, kommt aktuell auf 8.830.000 Treffer. Osnabrück ist übrigens die Stadt, in der „Titten“ am häufigsten in die Suchmaschine eingegeben wird. Paderborn liegt an Platz 6.
 
Wir widersprechen nicht
 
„Für Männer ist sie die Quelle lebenslanger Leidenschaft, für Frauen Vergnügen und manchmal süße Last: die Brust.“ – behauptet die Verlags-Werbung für „Brüste. Das Buch“. Wir widersprechen nicht und konnten sogar von dazu befragten Frauen dafür die Bestätigung bekommen. Das Buch „folgt den Mythen, die sich um dieses Accessoire der Weiblichkeit ranken, den Sehnsüchten und Inspirationen. Die Brust im Film, in der Literatur und der bildenden Kunst findet dabei ebenso Platz wie ihr Einsatz als Waffe im politischen Kampf oder als Forschungsgebiet der Wissenschaften. Es geht um Erotik, aber auch um die Kunst, den richtigen BH zu finden, um Schönheitsoperationen, den Schwarzmarkt für Muttermilch oder auch die männliche Brust als Sex-Symbol“ heißt es unwidersprochen weiter und stellt „die Frauenbrust aus medizinischer Sicht, brustbesessene Fotografen und Comiczeichner“ vor. Und das zum Vergnügen deslediglich blätternden Lesers (der ja eigentlich ein Schauender ist) in Hülle und Fülle. Was mit der Venus von Willendorf begann, wird an mal zarten (Jane Birkin), mal an üppigen Beispielen (Kitten Natividad) vor Augen geführt. Sollte man haben. Für dieses ebenso unterhaltsame wie aufschlußreiche Buch unsere höchste Anerkennung: den Busen äh… Musenkuß!
 

„Die beste Kurvendefinition seit Algebra“ (Maidenform)

Quelle: anonym

Brüste. Das Buch - Hrsg. v. Paula Lambert u. Helmut Ziegler
© 2012 Rogner & Bernhard bei Haffmans, 1. Aufl., 303 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen und angemessenen Vorsätzen, Maße: 98-62-95 , nein natürlich 19,5 x 25,2 cm, gebunden, Lesebändchen 
ISBN-10: 3954030071 - ISBN-13: 9783954030071
29,95 EUR


Ich werde vielleicht mal Psychologie studieren, um herauszubekommen,
warum alle durchdrehen, wenn sie das sehen.
(Keeley Hazell - Model und "Page-3-Girl")







Weitere Informationen: www.rogner-bernhard.de/



Gustave Courbet - La femme à la vague , 1868