Jean Paul

zum 250. Geburtstag am 21. März

von Fitzgerald Kusz

Jean Paul
Jean Paul
(Johann Paul Friedrich Richter
21.3.1763 - 14.11.1825)
 
Im Nachlaß Jean Pauls, des größten fränkischen Dichters, findet sich ein anrührender Satz, der die Summe seines Lebens zieht: „Ich habe so vieles geschildert, aber ich sterbe, ohne die Schweiz gesehen zu haben und das Meer“. Das Große, die Berge und das Meer, blieben für ihn unerreichbar. Jean Paul mußte sich mit dem Kleinen, mit Franken, zufrieden geben. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf den Schwingen seiner Phantasie weg zu träumen. In Gefilde, wo er unerreichbar war. Schreibend betrat er ein Land, „worin noch niemand war: Heimat.“ (Ernst Bloch) Jean Paul ist und bleibt der größte Träumer unter den fränkischen Autoren.
Alle seine Helden glauben an die Wahrheit ihrer Träume. Das Schulmeisterlein Wutz ist so arm, daß es keine Bücher besitzt. Es muß sich seine Klassiker selber schreiben. Und Giannozo erhebt sich mit seinem Luftschiff über die Erde. Alle seine Figuren schweben mindestens einen Meter über dem harten Boden der Tatsachen und verwandeln die bedrückende Wirklichkeit in Poesie.
„Alle Poesie“, so Jean Paul, „ muß idealisieren; die Zeilen müssen wirklich, aber das Ganze idealisch sein. Die Nachahmung der Natur ist noch keine Dichtkunst…“ Und zu dieser Dichtkunst gehörte auch ein großes Maß an Humor mit einem Quantum unterschwelliger Melancholie, die - man denke nur an Dürers Kupferstich - durchaus auch in Franken zu Hause ist: „ „Nicht nur waren große Humoristen sehr ernst, sondern gerade einem melancholischen Volke haben wir die besten zu danken.“  Und was ist Humor denn anderes als „überwundenes Leiden“?
Jean Paul war kein Lyriker, obwohl seine Prosa geradezu vor „Polymetern oder Streckversen“ überquillt. Das vielleicht schönste Beispiel: „Verherrlicht wird der Sonnengott durch seine Wolken.“ Er hat die Wolken mit der Macht seiner Feder beiseite geschoben: „Gegen die Erde gibt es keinen Trost als den Sternenhimmel.“
Einen kleinen Trost hatte er außerdem noch: das Bier. Im Bayreuther Gasthaus zur Rollwenzelei, das er bis zu seinem Tod im Jahre 1825 aufsuchte, um in Ruhe schreiben zu können, stand immer ein Krug Bier bereit. Das gab seiner Prosa natürlich zusätzlich etwas Schwebendes.: „Der blaue Himmel wohnt eben eigentlich in dem himmelblauen Auge, das aufblickt.“
 
 
Fitzgerald Kusz