Herbstbücher

Durchgeblättert

von Robert Sernatini

         

Herbstgedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell.
RUB 18106
86 Seiten, Broschur

€ 2,60 (D) – € 2,70 (A)* – Fr 4,80(CH)*

 

  Gedichte und Prosa
Herausgegeben von Hans Bender
Erschienen: 30.08.1982
insel taschenbuch 657
262 Seiten, Broschur
€ 7,50 [D] / € 7,80 [A] / sFr 13.90

Herbstlied

Bunt sind schon die Wälder,
Gelb die Stoppelfelder,
Und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
Graue Nebel wallen,
Kühler weht der Wind.
(...)
Johann Gaudenz von Salis-Seewis


Der Mittler Herbst


Der Herbst steht als Mittler zwischen dem Sommer, der Zeit der Blüte und dem Winter, der mit seiner Kälte die Ruhezeit der Natur bestimmt.
Der Kalender setzt den Herbstanfang auf den 23. September fest, wenn Tag und Nacht gleich lang sind, das Äquinoktium. Er endet am 22. Dezember, dem Zeitpunkt der Wintersonnenwende. Es ist die Zeit der Reife, einer Bilanz. Einer Bilanz, die nicht nur von der Natur gezogen wird, indem sie ihr sommerliches Kleid abstreift, die letzten Früchte hervorbringt und mit dem Ansatz neuer Knospen das nächste Frühjahr vorbereitet. Es ist auch die Zeit, in der Menschen wägend zurückschauen und vorsichtig den Blick nach vorne wenden. Ebenfalls Teil der Natur nimmt der Mensch sich zurück, um sich zu besinnen.

Wie dieses Besinnen literarisch Niededrschlag findet, liest man sehr hübsch zusammengestellt in den beiden oben präsentierten handlichen Bänden nach. Während sich der Reclam Verlag in seiner Anthologie von Herbstgedichten mit 52 ausgesuchten Beispielen des 18.-20. Jahrhunderts
in einer hervorragend edierten Zusammenstellung ausschließlich der Lyrik der Jahreszeit annimmt, holt das Insel-Taschenbuch etwas weiter weiter aus und berücksichtigt auch Feuilletons, Essays und Romanfragmente der Prosa des 19. und 20, Jahrhunderts. Beide erschwinglichen Anthologien haben jeweils so viele Pluspunkte, daß gut beraten ist, wer auch beide besitzt. Für einen kleinen hebstlichen Spaziergang läßt man das Reclam-Bändchen im kleinen Oktav-Format in die Tasche gleiten, um auf dem Wege ein oder zwei Gedichte zur Erbauung zu lesen. Wer in die Herbstferien aufbricht, sollte auf jeden Fall das Insel-Buch mitnehmen, um die Herbststimmungen von Rainer Maria Rilke bis Dr. Owlglass (Hans Erich Blaich), von Johann Heinrich Voß bis Peter Hille und von Theodor Storm bis Georg Britting zu genießen. Der Leser wird, so er nicht ohnehin bereits den Herbst liebt, die Schönheit der Jahreszeit im unmittelbaren Erfahren und der Verbindung mit der Literatur erleben.