Operette aus dem k.u.k. Bilderbuch

Operettentheater Salzburg mit einer gelungenen „Gräfin Mariza“

von Frank Becker

Operette aus dem k.u.k. Bilderbuch
 
Eine gelungene „Gräfin Mariza“
 
 
Die Operette scheint alterslos und durch ihre eingängigen Melodien bis auf den Tag präsent zu sein. So zu erleben am vergangenen Mittwoch im Remscheider Teo Otto Theater bei einem Gastspiel des Operettentheaters Salzburg mit dem fast 90 Jahre alten und dennoch musikalisch nicht angestaubten Klassiker „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálmán. Gut 250 Gäste hatten zum Tourneestart dieser Produktion in den Remscheider Theatersesseln Platz genommen, um sich von Ohrwürmern wie „Grüß mir die süßen, die reizenden Frauen im schönen Wien!“, „Einmal möchte´ ich wieder tanzen“, „Schwesterlein, Schwesterlein“ oder „Komm Zigan“ in die heitere Welt der versunkenen k.u.k.-Romantik mitnehmen zu lassen.
 
Vor der Kulisse des einstigen Habsburgerreichs Österreich-Ungarn und ihrer titelsüchtigen Gesellschaft von Baronen, Fürsten, Grafen etc. spielt sich mit allen nur greifbaren Klischees die Liebesgeschichte um den natürlich schuldlos verarmten Grafen Tassilo Endrödy-Wittemburg (Daniel Zihlmann, ein schöner, eleganter Mann und glänzender Bariton) und die reiche Gutsbesitzerin Gräfin Mariza (Cecilia Berglund mit feinem, wenn auch der Lautstärke des Orchesters nicht gewachsenem, dazu durchweg textunverständlichem lyrischem Sopran) ab. Die allfällig üblichen  Liebesverwicklungen und -händel zu schildern wäre müßig, man kennt das aus dem Genre zur Genüge. Nach allerlei Durcheinander, Verwechslungen, Maskenspiel, Missverständnissen und verletztem Stolz und wird schließlich alles gut. Happy End, wie es sich für eine Operette eben gehört.
 
In ein einfaches, aber wirkungsvolles Bühnenbild (Christine Sadjina-Höfer) gestellt und mit hervorragenden Kostümen ausgestattet (Gerlinde Höglhammer) konnte die Theatertruppe die Illusion einer in aller adligen Dekadenz heilen Welt über die Spieldauer von fast drei Stunden halten, gestützt von dem 28-köpfigen Orchester unter Christian Pollak, das sich nach einem völlig mißlungenen Vorspiel zum 1. Akt schnell fing und für Walzer- und Csardas-Seligkeit sorgte. Lucia Meschwitz hatte die humorvolle Inszenierung mit Schwung angelegt und zeigte besonders bei den heiteren Charakteren eine glückliche Hand: der Theaterliteratur zitierende Kammerdiener Penizek (brillant: Fritz Stein) und Fürst Moritz Dragomir Populescu (sympathisch: Manfred Schwaiger) zeigten herrliches Komödiantentum, liebenswert gab Josef Krenmaier den Hausdiener Tschekko. Besonders reizend und mit der notwendigen Leichtigkeit brillierte das Buffo-Paar Lisa (Victoria Car) und Baron Kolomán Zsupán (Raimund Stangl) das mit „Ich möchte träumen von dir, mein Puzikam“ und „Komm mit nach Varasdin“ den Hauptfiguren ein wenig den Rang ablief, desgleichen die rassige Zigeunerin Manja (Kateryna Pacher mit strahlendem, kräftigem Mezzo und fingerfertig an der Bandura), deren Auftritte starken Charakter zeigten.
 
Gelungenen auch das Drumherum der temperamentvollen Chor- und Tanz-Einlagen nicht nur des Dortmunder Balletts von Monica Fotesu-Uta. Remscheider Theaterbesucher hatten sie bereits bei der Silvester-Show 2013 im Ensemble des Deutschen Fernseh-Balletts gesehen. Auch das Ensemble, allen voran die Herren Stangl, Zihlmann und Schwaiger bewährten sich da besonders. Trotz aller unvermeidlichen Klischees ein unterhaltsamer Operetten-Abend, genau wie man ihn sich wünscht.
 
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