Hervorragender Jazz mit verbalen Brüchen

Ilona Haberkamp Quartet (feat. Ack van Royen) - „Cool Is Hipp Is Cool“

von Sabine Kaufmann

Hervorragender Jazz
mit verbalen Brüchen
 
Das Ilona Haberkamp Quartet
(feat. Ack van Royen) brilliert
 
Manchmal könnte man verzweifeln. Da liefert ein brillantes Quartett mit zwei wundervollen Gästen ein lupenreines Cool Jazz Album ab – und dann zerlegt man die einwandfreie Aufnahme-Session durch Wortbeiträge, die in anderem Zusammenhang sicher interessant sind, hier jedoch den musikalischen Fluß schmerzhaft unterbrechen. Als „Special Guest“ beim Jutta-Hipp-Tribute des Ilona Haberkamp Quartetts Cool Is Hipp Is Cool“ mit dem phantastischen Ack van Royen am Flügelhorn nämlich rezitiert die große Silvia Droste Texte der vor zehn Jahren gestorbenen Pianistin, Komponistin und Zeichnerin Jutta Hipp. Als Sängerin eine feste Größe (in „Plink, Plank, Plonk“ z.B. zeigt sie, wo Bartel den Most holt), zeigt Silvia Droste als Rezitatorin in den reinen Sprechstücken „Lester Young“, „Bird“ und „Charlie Mingus“ nicht die gleichen Qualitäten. Die Text-Einschübe sind ebenso wie die historisch durchaus interessanten O-Töne von Jutta Hipp in Nachbarschaft großartiger Standards wie „Dear Old Stockholm“, „What´s New?“, „Violets For Your Furs“ (van Royen und Haberkamp im verzaubernden Dialog) und Ilona Haberkamps brillanten eigenen Kompositionen schwer zu vermittelnde Brüche. Dabei hätte man die wundervolle Musik so gerne kommentarlos „am Stück“ genossen. Doch der musikalische Faden wird unentwegt abgeschnitten. Wer will das hören? Ich habe mal vorsichtigerweise in der Redaktion herumgefragt: keiner. Was für eine kontraproduktive Idee!

Ilona Haberkamp öffnet mit ihrem Altsaxophon Stück um Stück weit die Seele, Paul G. Ulrich zaubert bewährt poetisch am Kontrabaß, Laia Genc entlockt dem Klavier wunderbare Emotionen vor dem dezenten Klangteppich von Thomas Alkiers Schlagzeug. Das weiche Spiel Ack van Royens auf dem Flügelhorn gehört zum Besten, was neben Martin Zobel in Europa zu bekommen ist. Bleibt es instrumental, wie in den erwähnten Standards oder der beschwingten „Mon Petite Suite“ von Hipp/Haberkamp bzw. jazz-vokal, ist es tatsächlich der pure Genuß. Doch der homogene Ablauf der musikalisch brillanten Aufnahmen wird so empfindlich gestört, daß die feinfühlige Musik in ihrer solistischen Genialität Schaden nimmt. Völlig überflüssig und wirklich ärgerlich das abschließende Jutta, Ilona & Iris. Auch wäre ein deutsch- oder zweisprachiges Booklet (Leute, es ist eine deutsche Produktion für den deutschen Markt!) zum Verständnis des Albums hilfreich gewesen. Die Hoffnung, daß bei einer Neuauflage eines guten Tages die schwatzhaften Wort-Beiträge gestrichen und durch gewiß vorhandenen soliden Jazz aus der Aufnahme-Session ersetzt werden, bleibt immerhin. Dann könnte es ein Lieblingsalbum werden. Und das wäre dann hip und cool.
 
Ilona Haberkamp Quartet feat. Ack van Rooyen / Silvia Droste – Cool Is Hipp Is Cool“
Ilona Haberkamp (as) - Laia Genc (p) - Paul G. Ulrich (b) - Thomas Alkier (dr) - Ack van Royen (flh) - Silvia Droste (voc)
Titel:
1 Horacia  - 2 Dear old Stockholm  - 3 Plink, plank plonk  -  4 What's new  - 5 Lester Young  - 6 Mon petit Suite  - 7 Don't ask why  - 8 Bird  - 9 Violets for your furs  - 10 Charlie Mingus  - 11 Blues for "JU" and "Mi"  - 12 Jutta, Ilona & Iris
 
Gesamtzeit:  45:31
 
Weitere Informationen:  www.laika-records.com